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Die niedrigen Anschaffungskosten für Reptilien dürften ein Hauptgrund für die zunehmenden Aussetzungen sein.

Foto: AP/Fabian Bimmer

Klagenfurt/Linz - Die ausgelegten verwesten Hühner hat "Sachsi" beinhart ignoriert. Auch für die im dichten Gestrüpp im Uferbereich angebrachten Wildkameras hatte das Krokodil bislang keinen Blick übrig. Gut eine Woche nach der Sichtung am Ufer der Drau nahe Sachsenburg gibt es somit keinen Hinweis auf den Exoten im Fischwasser von FPK-Obmann Kurt Scheuch. Um das Krokodil doch noch aufzuspüren, soll jetzt am Fluss die Nacht zum Tag gemacht werden. Konkret wird überlegt, den Abschnitt der Drau mit Scheinwerfern der Feuerwehr auszuleuchten. "Die Augen des Krokodils müssten auf jeden Fall das Licht reflektieren", erklärt Reptilienexpertin Helga Happ.

Für die Leiterin des Reptilienzoos in Klagenfurt ist die Jagd nach Exoten in Österreichs "freier Wildbahn" übrigens nichts Ungewöhnliches. "Vor wenigen Jahren waren ausgesetzte Reptilien noch eine Seltenheit, heute müssen wir fast jede Woche exotische Tiere einfangen", erzählt Happ im Standard-Gespräch. Im Juni ereilte die Expertin zum Beispiel ein "Notruf" aus dem Klagenfurter Strandbad: Zwei Bartagamen hatten es sich dort zum Sonnenbaden gemütlich gemacht.

Boa-Verfolgung

Den Grund für die steigende Zahl an ausgesetzten Reptilien sieht Happ vor allem auch im günstigen Anschaffungspreis: "Früher waren die Tiere extrem teuer, man hat sie gehütet wie einen Augapfel. Heute sind sie sehr billig - und man trennt sich daher rasch."

Dazu komme, dass Reptilien relativ unkomplizierte Haustiere seien. Happ: "Sie sind stumm und können alleingelassen werden." Die Anschaffung an sich sei heute kein Problem: "Ein paar Klicks im Internet, und die Grüne Mamba kommt mit der Post."

Sollte sich einmal eine Boa für einen Ortswechsel aus dem Terrarium in Nachbars Vorgarten entschieden haben, ist Vorsicht geboten. "Auf keinen Fall selber einfangen, immer Fachleute verständigen. Aber wenn möglich das Reptil verfolgen, um später dann das Einfangen zu erleichtern", rät Daniela Artmann, Zoologin im Zoo Schmiding. (mro, DER STANDARD, 30.8.2012)