Mitten in unberührter Natur sollen 13 Appartementblocks errichtet werden. Viele Bad Ausseer sind empört.

Foto: Franca Zeppetzauer

Bad Aussee - In Bad Aussee wächst der Unmut in der Bevölkerung gegen den Bau einer Appartementanlage am Ortsrand, die zum neuen Kurbad gehören soll. Der Baubeginn des Narzissenbades auf dem Lerchenreither Hochplateau steht unmittelbar bevor. Das alte Kurbad im Ortszentrum wurde schon im Juli geschlossen, die Kuranwendungen um 200.000 Euro in ein neu umgebautes Haus im Zentrum ausgelagert.

Ärger über Neubau

Verärgert ist man aber wegen der Ferienappartementanlage in unberührter Natur, die viel größer dimensioniert ist, als das der Bevölkerung jahrelang bekannt war. Statt drei sollen 13 Blöcke mit insgesamt 350 Betten gebaut werden.

Hinter dem Bau steht eine Investorengruppe um Reinhard Hohenberg und Romuald Bertl. Hohenberg ist bekannt durch zahlreiche Immobiliendeals, bei denen er sich nicht nur Freunde machte. Bei der Therme Gleichenberg überwarf er sich zuletzt mit Hans Peter Haselsteiner; auch durch das denkmalgeschützte, dann abgerissene Kommod-Haus in Graz wurde Hohenberg bekannt.

"Er ist oft an der Grenze, man kann ihm aber nichts anhaben, dafür ist er ein zu guter Jurist", glaubt Elisabeth Welzig, Gemeinderätin der Grünen in Bad Aussee. Das Stück Natur, auf dem der Parkplatz der Appartementhotels entstehen soll, beschreibt Welzig so: "Da sehen Sie auf den Dachstein, den Loser und auf das Tote Gebirge, es ist traumhaft und ganztägig sonnig. Jetzt können sich dann dort die Autos sonnen."

Ominöses Vertragskonstrukt

Die Grünen und die Bürgerinitiative "Pro Bad Aussee" kritisieren, dass die Stadt beim Grundstücksverkauf an die Vitalbad Grundstücksentwicklungs- und Verwertungs GmbH & Co KG ein Verlustgeschäft machte und die Bevölkerung bewusst nicht informiert wurde. Denn der Wert des Areals stieg nach dem Kauf durch Umwidmung in Bauland um ein Vielfaches. Grünen-Landtagsabgeordneter Lambert Schönleitner fordert, dass der Vertrag vom Landesrechnungshof geprüft wird. Federführend bei der Vertragserrichtung rund um den Verkauf des Grundstückes war pikanterweise die ehemalige EU-Abgeordnete der ÖVP, Hella Ranner, die wegen des Verdachts der Untreue und des Betrugs von ihrem Mandat zurücktreten musste. Ranner hat 2007 als Mitarbeiterin der Kanzlei Saxinger Chalupsky die "Übertragungsverträge" für das Grundstück ursprünglich im Auftrag der Gemeinde Bad Aussee bearbeitet.

"Zweites Fohnsdorf"

"Uns wurde aber von der Kanzlei 2010 mitgeteilt, dass die Vertragserrichtung im Auftrag der Gemeinde, aber auch im Auftrag Hohenbergs erfolgt ist", so Schönleitner zum STANDARD. "Das wirft zumindest Fragen auf." Die steirische KPÖ-Chefin Claudia Klimt-Weithaler warnt davor, dass das Projekt zu einem "zweiten Fohnsdorf wird". KPÖ und Grüne wollen die Causa am 18. September im Landtag zum Thema machen.

SPÖ-Stadtchef Otto Marl und ÖVP-Vizebürgermeisterin Johanna Köberl stehen hinter dem Bau. Doch auch bei ihnen bröckeln die Reihen. Offen sagt das nur VP-Gemeinderätin Helga Brandauer, die dem STANDARD erzählt, dass sie "leider Gottes als einzige meiner Fraktion mit der Bürgerinitiative kämpft". Sie will nun die Investoren in Sachen Optik "bearbeiten, damit diese Blöcke wenigstens in die Landschaft passen". Hohenberg selbst habe laut Brandauer "in Bad Aussee einen der schönsten Wohnsitze mit der Aussicht, die er anderen jetzt verbaut". (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 30.8.2012)