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Baustelle Geldpolitik

Foto: apa/harald schneider

Wenn sich die Elite der globalen Zentralbanken von Freitag bis Samstag im beschaulichen Jackson Hole in den Rocky Mountains im US-Bundesstaat Wyoming trifft, ringen sie um die richtige Geldpolitik. Seit vier Jahren unterstützen die Währungshüter in Europa und den USA die Finanzmärkte mit Liquidität. Doch die nächsten Schritte sind umstritten. Der Chef der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, warnte im Spiegel davor, dass weitere geldpolitische Lockerung "süchtig machen kann wie eine Droge" und die Preisstabilität gefährde. Gustavo Reis, Ökonom der Bank of America, gibt die Richtung vor: " Die Zentralbanken wärmen sich für eine weitere Lockerung der Geldpolitik auf."

Der Streit um eine neue Geldspritze in Europa hat auch dazu geführt, dass EZB-Präsident Mario Draghi, der am Freitag eine Rede in Jackson Hole halten sollte, gar nicht erst in die USA reist - wegen der aktuell hohen Arbeitsbelastung. Der EZB-Chef verteidigte am Mittwoch in einem Kommentar für die Zeit die unorthodoxe Geldpolitik der Frankfurter Währungshüter als "notwendig". Denn aktuell erreiche das geldpolitische Signal der EZB nicht alle Bürger der Eurozone gleichermaßen.

Neuer Plan

Daher arbeitet die Institution nicht nur an ihrem Neubau im Frankfurter Ostend, sondern auch an einem neuen Plan, um Italien und Spanien zu unterstützen. Bei ihrer Zinssitzung am 6. September soll die EZB ihre Pläne zu Staatsanleihenkäufen - die von der Bundesbank scharf kritisiert werden - auf den Tisch legen. Mario Monti, Italiens Regierungschef, hat Deutschland davor gewarnt, das Anleihenprogramm wegen Angst vor Inflation zu blockieren. Das wäre ein "Eigentor" für die exportabhängige deutsche Wirtschaft.

Dabei wirkt das angekündigte, aber noch nicht umgesetzte Programm bereits. Denn an den Kapitalmärkten hat es zu einer Entspannung geführt. Die Zinsen auf zweijährige spanische Anleihen sind seit Juli von 6,7 auf 3,6 Prozent gefallen, auch die Zinsen für Italien sind zurückgekommen.

"Deflationsrisiko vermeiden"

Die Erwartungen an Jackson Hole sind vor allem in den USA hoch. Fed-Chef Ben Bernanke hatte dort vor zwei Jahren ein Programm zur Stützung der Wirtschaft angekündigt, in Form von einer halben Billion Dollar an Staatsanleihenkäufen. Dieses Jahr könnte er wieder deutlich werden. Denn für das laufende Jahr erwartet der Internationale Währungsfonds für die Industrienationen nur ein Wachstum von unter 1,5 Prozent. "Es ist wichtig, dass wir das Deflationsrisiko vermeiden", sagte Bernanke zuletzt. (sulu, DER STANDARD, 30.8.2012)