Bild nicht mehr verfügbar.

Ergo-Chef Torsten Oletzky - er sprach immer von einem Einzelfall.

Foto: AP/Pfeil

Düsseldorf - Die Lustreise von Versicherungsvertretern der Ergo-Tochter Hamburg-Mannheimer nach Budapest war nicht die einzige. Ergo bestätigte am Donnerstag, dass erfolgreiche Vertreter zur Belohnung mehrmals in einen Swingerclub in Jamaika reisten; ein mutmaßlicher Bordellbesuch auf Mallorca 2005 habe nicht gänzlich geklärt werden können. Art und Umfang dieser Reisen seien aber nicht vergleichbar mit der Lustreise nach Budapest 2007.

Der Ergo-Vorstandsvorsitzende Torsten Oletzky hatte die Lustreise nach Budapest im Jahr 2007 bisher als Einzelfall bezeichnet. Damals besuchten die Teilnehmer der Reise auf Kosten der Versicherung eine Feier mit Prostituierten. Der Skandal war im Mai 2011 bekanntgeworden - Ergo reagierte mit einem neuen Verhaltenskodex, der ab August 2011 nicht nur für Angestellte des Unternehmens, sondern auch für Versicherungsvermittler gilt, die selbstständig für Ergo arbeiten.

2009 und Anfang 2011 reisten die leistungsstärksten Versicherungsvertreter einer Geschäftsstelle in Frankfurt am Main zur Belobigung in das Swingerhotel Hedonism II in Jamaika, 2010 Vertreter einer Geschäftsstelle in Hamburg, wie ein Ergo-Sprecher einen Bericht des "Handelsblatt" bestätigte. In einem Revisionsbericht heißt es laut Zeitung: "Die Hotelbeschreibung enthielt unseren Ermessens Hinweise auf die Ausrichtung des Hotels." Das Hedonism II wirbt dem Bericht zufolge damit, "das berüchtigtste Hotel in der Welt für Singles und Paare ab 18 Jahren" zu sein.

Dezentral organisierte Reise

Die Reisen nach Jamaika seien "dezentral" von den Vermittlern selbst organisiert worden, nicht vom Unternehmen, sagte der Ergo-Sprecher. Das habe zwar einen Zuschuss gegeben, das Geld aber inzwischen zurückgefordert.

2005 reisten 21 leistungsstarke Verkäufer der Hamburg-Mannheimer nach Mallorca. Die Konzernrevision berichtete laut "Handelsblatt" über einen vom damaligen Vertriebschef gesponserten Bordellbesuch, der diesem später als Kosten für "Speisen und Getränke" erstattet worden sei. Der Ergo-Sprecher sagte, ob es "jenseits vom Programm eine Einladung ins Bordell" gegeben habe, habe das Unternehmen nicht klären können. Zwei Teilnehmer der Reise hätten dies ausgesagt, der damalige Vertriebschef hingegen "klar" verneint.

Der Unternehmenssprecher betonte, dass Ergo nach dem Budapest-Skandal "viel in Maßnahmen für die Zukunft investiert" habe. Der neue Verhaltenskodex schreibe klarer vor, "was geht und was nicht geht". Nach diesem Kodex seien Bordell-Besuche und Reisen in Swinger-Hotels nicht erlaubt - die Regeln habe es vor August 2011 aber noch nicht gegeben.

Die Hamburg-Mannheimer gehört seit 1997 zur Ergo-Versicherungsgruppe; die Marke gibt es seit 2010 nicht mehr. Ergo ist eine Tochter des Rückversicherers Münchner Rück; in Deutschland arbeiten rund 19.600 Menschen für den Versicherungskonzern. (APA, 30.8.2012)