Wien - Der Einkaufsmanagerindex der Bank Austria hat sich im August mit 46,7 Punkten auf den tiefsten Wert seit Mitte 2009 begeben und ist damit klar vom Wachstumsbereich entfernt. Mit Sommeranfang begann sich die Wirtschaft rapide abzukühlen. Die Produktionsleistung sinkt bereits wegen schlechter Auftragslage. Ein Einbruch wie 2008 sei aber nicht in Sicht, derzeit gebe es Anzeichen für eine "Bodenbildung", gab die Bank am Donnerstag in einer Aussendung bekannt. Derzeit ist Österreichs Industrie vom Wachstumspfad der vergangene zweieinhalb Jahre aber abgekommen.

Die schwache internationale Stimmung befällt laut Bank Austria immer stärker die heimischen Akteure: "Die zu Jahresbeginn eingesetzte Talfahrt hat sich im August eingebremst. Der Indikator liegt nun den zweiten Monat in Folge in einem Wertebereich, der ein Schrumpfen der österreichischen Industrie anzeigt", so Bank-Austria-Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Das schwierige europäische Umfeld schlage zunehmend belastend auf die heimische Industrie durch. "Die Auftragslage hat sich im August nun auch im Inland verschlechtert, die Produktionsleistung wurde wieder reduziert und Jobs gingen verloren." Ein Zeichen der Stabilisierung der Industriekonjunktur sah Bruckbauer "in der Verlangsamung des Rückgangs der Teilindikatoren (gestiegene Verkaufspreise, leicht gesunkene Lagerbestände, Anm.) auf breiter Basis".

Schwächelnde Konjunktur

Die Verschlechterung der Auftragslage sei das augenscheinlichste Zeichen der schwächelnden Konjunktur in der heimischen Industrie. Im Ausland habe sich im August erstmalig wieder eine Konsolidierung gezeigt - aber: Die Nachfrage von inländischen Abnehmern habe sich jüngst stark reduziert, analysierten die Bank-Austria-Ökonomen. Die Auftragspolster sinken "mit unvermindert hohem Tempo". Die Zurücknahme der Produktion führte im dritten Monat in Folge zum Abbau von Jobs. Daher werde die Arbeitsplatzzahl bis zum Jahresende nur um 1,5 Prozent steigen. Damit wären im Jahresschnitt im Industriesektor 580.000 Menschen am Werken; ein Plus von 10.000 gegenüber 2011.

Wegen der verschlechterten Auftragslage "ist die Produktionsleistung der österreichischen Industriebetriebe im August spürbar gesunken. Der leichte Anstieg des Produktionsindex auf 48,8 Punkte zeigt aber, dass sich das Tempo des Rückgangs bereits einzubremsen begonnen hat", so Bruckbauer.

Schlechtere Stimmung in der Eurozone

Auch die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich im August weiter verschlechtert. Der Economic Sentiment Index (ESI) sei um 1,8 Punkte auf 86,1 Zähler gefallen, teilte die Europäische Kommission am Montag in Brüssel mit. In Österreich ging der Index von einem Wert von 94,7 im Juli auf 91,2 im August zurück. In der gesamten EU verschlechterte sich der Index von 89,0 auf 87,0.

Die Stimmung trübte sich in allen Sektoren der Eurozone ein. Die stärksten Rückgange gab es im Baugewerbe und beim Konsum, während sich die Stimmung in der Industrie nur leicht verschlechterte. In den ESI gehen das Industrievertrauen mit 40 Prozent und das Dienstleistungsvertrauen mit 30 Prozent ein. Das Verbrauchervertrauen steuert 20 Prozent bei. Das Bauwirtschafts- und das Einzelhandelsvertrauen werden zu jeweils fünf Prozent gewichtet.

Das Geschäftsklima in der Eurozone hat sich im August dagegen geringfügig verbessert. Der Business Climate Indicator (BCI) sei von minus 1,27 Punkten im Vormonat auf minus 1,21 Punkte gestiegen, teilte die EU-Kommission mit. Die Verbesserung resultiere aus der Beurteilung von Managern in Hinblick auf die vergangene Produktion, die Auftragsbücher für Exporte sowie zu den Beständen. Die Manager-Erwartungen für künftige Produktionen und für die allgemeine Auftragslage habe sich aber verschlechtert. (APA, 30.8.2012)