Die Zahl der tödlichen Unfälle in den Bergen soll innerhalb von zehn Jahren von über 300 auf 150 sinken.

Foto: Oeav/M. Larcher

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Übersicht über die Entwicklung der tödlichen Unfälle und die betroffenen Sportarten.

Grafik: APA

Innsbruck - Die Halbierung der jährlichen, tödlichen Bergunfälle hat sich der Österreichische Alpenverein (OeAV) zum Ziel gesetzt. Im Jahr 2011 ereigneten sich in Österreichs Bergen laut Statistik rund 300 derartige Ereignisse. "Wir haben die Vision, dass es in rund zehn Jahren 150 Bergunfälle weniger gibt", erklärte der Leiter des Bergsport-Referats, Michael Larcher. Es mangle vor allem an der Selbsteinschätzung, der Ausbildung sowie an der nötigen Tourenplanung, meinte er. Hier wolle der Alpenverein gegensteuern, unter anderem durch ein Toureninformationsportal im Internet.

Bei den rund 300 tödlichen Bergunfällen seien laut Alpenverein im vorigen Jahr 112 Personen beim Wandern und Bergsteigen ums Leben gekommen. Davon sei wiederum die Hälfte an Herz-Kreislauf-Leiden verstorben. "Vor allem viele Männer sind zu ehrgeizig und gleichzeitig zu wenig fit, wenn sie in die Berge gehen", sagte der Bergsport-Experte. Noch häufiger führe die "fehlende Trittsicherheit" im Gebirge zum Ausrutschen, Stolpern und in der Folge zum Tod. Im Jahr 2011 starben laut Alpenverein insgesamt 311 Personen in Österreichs Bergen.

Fehlendes Bewusstsein bei Skitouren

Larcher erklärte weiters, dass es bei den Skitouren etwa am Bewusstsein fehle, dass dies ein "Sport, vergleichbar mit Paragleiten, Tauchen oder Drachenfliegen" sei. "Da muss man sich ausbilden lassen", meinte er. Beim Mountainbiken beispielsweise mangle es wiederum an der Selbsteinschätzung, etwa bei der Tempowahl bei der Abfahrt.

Bei sogenannten "Hochtouren" werde oft darauf vergessen, dass sich die Gletscher in den vergangenen Jahren "extrem verändert" haben, erklärte der Referatsleiter. "Man findet oft blanke Gletscher vor, wo auch die Gefahr eines Absturzes sowie eines Steinschlages besteht", sagte Larcher. Es sei angesichts der rapiden Änderung der Verhältnisse "zu wenig, einen 15 Jahre alten Tourenführer" zu engagieren.

Hier gelte es, auch beim Alpenverein selbst Maßnahmen zu treffen. "Auf jeder Alpenvereinshütte muss es künftig eine Sicherheitsecke geben", forderte der Experte. Viele Berggeher würden zwar über die optimale Ausrüstung verfügen, aber es mangle ihnen an der richtigen Handhabung dieser Ausrüstung.

Toureninfoportal ab Ende des Jahres

Larcher kündigte an, in punkto Sicherheit in die Offensive gehen zu wollen. Einerseits gehe es um die Verstärkung von bereits bestehenden Aktivitäten. So sei etwa die Implementierung der Sicherheitsakademie des Alpenvereins mit rund 10.000 Kursteilnehmern bereits über die Bühne gegangen. Auch sogenannte Kletterscheine wolle man einführen.

Ende 2012 soll zudem das Toureninformationsportal im Internet online gehen, in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler und dem Deutschen Alpenverein. "Wir sind dabei, das größte Portal im Ostalpenraum zu entwickeln. Die Tourengeher sollen Zugang zu aktuellen Bedingungen am Berg erhalten", erklärte der Alpenvereins-Funktionär. "Aktion 150" nennt sich laut Larcher die Aktion für weniger tödliche Unfälle, auch in Anlehnung an das heurige 150-Jahr-Jubiläum des Vereins. (APA, 30.8.2012)