Diesmal hat der Wirt die Rechnung ohne den Gast gemacht: Irans Führung, die sich beim Blockfreien-Gipfel von den - zum Ärger der USA - zahlreich angereisten Besuchern feiern lassen wollte, bekam am Donnerstag die Leviten gelesen. Zuerst wurde sie von Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon aufgefordert, im Atomstreit einzulenken und die verbalen Angriffe auf Israel zu unterlassen. Und danach bereitete Mohammed Morsi den iranischen Träumen ein Ende, das neue Ägypten sei für eine Achse des "Widerstands" mit dem Iran und Syrien zu haben.

Der ägyptische Präsident, der von den Iranern heftig umworben wird, machte klar, dass der syrische Aufstand für ihn in der Tradition des Arabischen Frühlings steht und nicht, wie für die Iraner, ein imperialistisches Komplott ist. Wenn er Tunesien, Ägypten, Libyen, Jemen und Syrien in einem Atem nennt, dann meint er damit: Bashar al-Assad muss weg. Um das Ganze in den für ihn richtigen Kontext zu stellen, verglich er übrigens den Freiheitskampf des palästinensischen und des syrischen Volkes.

Und so machte er es keinem recht: In seinem Rundumschlag aus islamischer und ägyptischer Geschichte kam Nasser genauso vor wie die Familie des Propheten Muhammad - was als Höflichkeit den Schiiten gegenüber gedacht war. Aus Furcht vor Kritik im schiitophoben Ägypten brachte er aber gleich noch eine Verbeugung vor den den Schiiten verhassten drei ersten Kalifen an. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 31.8.2012)