Die Befürworter der Wehrpflicht suchen Verbündete - und finden sie ausgerechnet dort, wo sie noch vor gar nicht so langer Zeit ausschließlich Drückeberger vermutet hatten: bei den Zivildienern.

Der Zivildienst war ursprünglich als eine Art Beschäftigungstherapie für junge Männer gedacht, die allzu arge Gewissensbisse beim Umgang mit Kriegsgerät hatten. Man hat die Wehrunwilligen mit Gewissensprüfungen schikaniert, hat den Zivildienst so unattraktiv wie möglich gemacht - aber der gesellschaftliche Wandel ließ sich nicht aufhalten: Der Zivildienst ist nicht nur eine gesellschaftlich anerkannte Alternative zum Bundesheer geworden, er hat sich nach und nach auch zu einer Stütze des Sanitätswesens entwickelt. Zu einer "unverzichtbaren Stütze", wie inzwischen betont wird. Dem Argument, dass Rettungs- und Sozialorganisationen, Gedenk- und Friedensdienste ohne Zivildiener zu wenig Personal hätten und gleichzeitig ihre Rekrutierungsbasis für ehrenamtliche Mitarbeiter verlieren würden, ist schwer etwas entgegenzusetzen.

Die SPÖ sieht in einem "sozialen Jahr" eine Lösung - dieses wäre zwar besser bezahlt als der heutige Zivildienst, aber die Lohndrückerei durch billige Hilfskräfte bliebe. Der richtige Weg wäre, allen Menschen, die im Sozialbereich arbeiten, mehr zu zahlen. Ja, das käme teurer. Aber die Fiktion, dass ein Ende der Wehrpflicht kostenneutral wäre, lässt sich auf die Dauer ohnehin nicht aufrechterhalten. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 31.8.2012)