Addis Abeba/Luanda - Wahlen in einem der rohstoffreichsten und korruptesten Länder Afrikas: Im Ölstaat Angola waren am Freitag knapp neun Millionen Menschen dazu aufgerufen, ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten zu wählen. Bereits im Vorfeld galt es als sicher, dass Amtsinhaber José Eduardo dos Santos mit überwältigender Mehrheit den Sieg davontragen wird.

Der 70-Jährige ist seit 33 Jahren an der Macht in dem südwestafrikanischen Land, das jahrzehntelang von einem blutigen Bürgerkrieg zerrüttet war. Es ist erst die dritte Abstimmung seit der Unabhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht Portugal im Jahr 1975.

Bis zum Nachmittag verlief die Wahl friedlich und ohne Zwischenfälle. Bei der Stimmabgabe in der Hauptstadt Luanda erklärte dos Santos: "Dies ist ein Moment, in dem wir Verantwortung zeigen müssen, und ich hoffe, dass alle Wähler dies bei der Ausübung ihrer bürgerlichen Pflicht tun werden."

Unregelmäßigkeiten

Bei der vorangegangenen Abstimmung im Jahr 2008 hatte die Partei des Präsidenten - die ehemalige Befreiungsbewegung MPLA - rund 81 Prozent der Stimmen erhalten. Die stärkste Oppositionspartei Unita kam gerade einmal auf zehn Prozent.

Unita-Chef Isaías Samakuva sprach am Freitag von Unregelmäßigkeiten und erklärte, er werde das Wahlergebnis eventuell nicht anerkennen. Bereits zuvor hatte die Partei dafür plädiert, die Wahlen zu verschieben, weil die Voraussetzungen für freie und faire Wahlen nicht gegeben seien.

Im Parlament sind insgesamt 220 Sitze zu vergeben. Neun Parteien stellten sich zur Wahl. Nach einer Verfassungsänderung im Jahr 2010 wird nun automatisch der Vorsitzende der Partei mit den meisten Stimmen Staats- und Regierungschef in einer Person, während der Listenzweite Vize-Präsident wird. Die Ämter werden für fünf Jahre vergeben.

Vorläufige Ergebnisse wurden in den kommenden Tagen erwartet. Um das offizielle Endergebnis zu präsentieren, hat die Wahlkommission maximal 15 Tage Zeit.

Trotz des großen Reichtums an Öl und Diamanten und eines damit verbundenen Wirtschaftsbooms leben die meisten der 18 Millionen Angolaner in großer Armut. Korruption der Regierungselite und Repression sind im Land weit verbreitet. Gleichzeitig ist das Land der größte Waffenimporteur des Kontinents. Die Hauptstadt Luanda gilt als eine der teuersten Städte der Welt. (APA, 31.8.2012)