Bild nicht mehr verfügbar.

In Fastfood-Ketten wird auch aufgrund des Lichts zu viel und zu schnell gegessen.

Foto: APA/dpa

Ithaca/Wien - Wer in entspannter Atmosphäre essen geht, hat genug Zeit für die Mahlzeit und isst deshalb auch mehr. Diese Annahme ist weit verbreitet - aber falsch. Ein Team um den Verbraucherpsychologen und Ernährungswissenschafter Brian Wansink, bekannt für provokante, kritische Arbeiten über die Essgewohnheiten der US-Amerikaner, hat das nun in einem Feldversuch herausgefunden, wie die Plattform wissenschaft.de berichtet.

Die Forscher ließen eine Hälfte eines grell beleuchteten Fastfood-Lokals mit lauter Musik im Hintergrund umgestalten: gedämpftes Licht und Jazzballaden ergaben ein völlig neues Umfeld für Burger und Pommes frites essende Gäste. Wansinks Team schickte eine Gruppe in den klassischen Fastfood-Bereich und eine in den neu adaptierten. Sie kontrollierten, wie lange die Gäste blieben, wie viel sie aßen und fragten danach, wie es ihnen geschmeckt hat.

Im umgestalteten Teil blieb man länger, nahm weniger zu sich und war nach dem Essen auch zufriedener mit der Mahlzeit. Im hell beleuchteten Teil wurde man offenbar zum Schnell- und Vielessen animiert. Das schrille Ambiente fördert den Umsatz. Die Studie wurde nun im Magazin "Psychological Reports" veröffentlicht.

Wansink ist Direktor am Food and Brand Lab der Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York. Er wurde auch in Europa durch Bücher wie Essen ohne Sinn und Verstand (Campus-Verlag) populär. 2007 erhielt er den Ig-Nobelpreis, eine Parodie auf den Nobelpreis, der für Ideen und Entwicklungen vergeben wird, die man unter streng wissenschaftlichen Bedingungen nicht ernst nehmen sollte. Er entwickelte nämlich einen Suppenteller, der sich immer wieder selbst auffüllt, und wollte damit zeigen, dass Menschen so lange essen, bis sie den Boden des Tellers sehen. Das Gefühl, satt zu sein, werde ignoriert. Wansink wird in seiner Heimat mittlerweile "Sherlock Holmes of food" genannt. (pi/DER STANDARD, 1./2. 9. 2012)