Wien - Wo es um Menschen geht im Gegensatz zu Staaten und Systemen, da ist es nur konsequent, Theater auf die Straße zu bringen. Weg von der Bühne, hin zum Volk.
Theater Fink hat gemeinsam mit Romano Svato Jura Soyfers Astoria für die Straße adaptiert und zu einem Stück über die Lebensumstände der Roma gemacht (Regie: Sandra Selimovic).
Astoria handelt von einem fiktiven Land, auf das sich Sehnsüchte und Hoffnungen projizieren. Roma erleben im echten Leben, was es heißt, Volk ohne Staat zu sein. An neun Stationen zwischen Joe-Zawinul-Park und Schlachthausgasse, begleitet von den Musikern Trio Klok (Lubomir Gospodinov, Jörg Reissner, Roman Britschgi) erzählt "Die Botschaft von Astoria" von den Roma Hupka (Andrea Tiziani) und Pistoletta (Simonida Selimovic), die auf der Suche nach Heimat und würdevollem Leben bei Graf und Gräfin Buckelburg-Marasquino landen. Diese brauchen einen Staat; nicht etwa Land und Bürger jedoch, Bürokratie und Finanzwesen reichen ihnen völlig aus.
Die Unmenschlichkeit dieses Systems, das auf Besonderheit verzichtet und reine Abstraktion ist, zeigen die Puppen (Sandra Sekanina), welche Botschaftsangehörige verkörpern. Von Claudia Hisberger, Walter Kukla und Susita Fink als schrullige und amüsante Persönlichkeiten dargestellt, zeigen sie, wie schwer sich so eine Abstraktion von Menschlichem überhaupt lösen lässt.
Gespickt mit aktuellen Verweisen auf Kärnten, Griechenland und andere tagesaktuelle politische Ungeheuerlichkeiten, ist das Stück nicht nur ein unterhaltsamer Spaziergang durch den Dritten Bezirk, es regt auch zum Nachdenken an über Begriffe wie Staat, Politik oder Volk.
An Letzterem ist die Aufführung dann aber leider ein bisschen zu nah dran: Vor lauter plaudernder und fotografierender Menschlichkeit versteht man an mancher Spielstation fast die engagiert singenden und spielenden Darsteller nicht mehr. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 1./2.9.2012)