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Erwin Sperisen wurde verhaftet.

Foto: APA/EPA/Echeverria

Genf - In der Affäre um außergerichtliche Hinrichtungen durch die guatemaltekische Polizei sind nun auch die Schweizer Justizbehörden aktiv geworden. In Genf ist am Freitag der frühere Polizeichef Guatemalas, Erwin Sperisen verhaftet worden. Der schweizerisch-guatemaltekische Doppelstaatsbürger soll Drahtzieher der Hinrichtungen gewesen sein. Ein angeblicher Komplize von Sperisen, Alberto Figueroa, sitzt derzeit in Oberösterreich in Haft.

In dem Fall geht es um die Tötung von mindestens zehn Häftlingen in den Jahren 2005 und 2006. Drei Häftlinge seien auf der Flucht erschossen, sieben weitere "außergerichtlich hingerichtet" worden. Hintergrund sollen Medienberichten zufolge einträgliche Drogengeschäfte gewesen sein. Mit Sperisen und dem früheren Vizechef der guatemaltekischen Kriminalpolizei, Figueroa, sind auch Ex-Innenminister Carlos Vielmann und Ex-Gefängnisdirektor Alejandro Giammattei in Guatemala angeklagt worden.

Sperisen und Figueroa hatten sich im Jahr 2007 nach Europa abgesetzt, beide werden nicht ausgeliefert. Sperisen ist durch seine Schweizer Staatsbürgerschaft vor einer Auslieferung geschützt, während das Oberlandesgericht Linz im Fall Figueroas eine Auslieferung wegen der Menschenrechtslage in Guatemala ablehnte. Der Ex-Polizeichef könne dort kein faires Verfahren erwarten, weswegen er in Österreich angeklagt werde. Wegen des umfangreichen Akts, der noch übersetzt und gesichtet werden muss, ist unklar, wann gegen Figueroa Anklage erhoben wird.

Die Genfer Staatsanwaltschaft teilte nach der Durchsicht der guatemaltekischen Unterlagen mit, dass es "wichtige Verdachtsmomente" gegen Sperisen gebe. Der 42-Jährige streitet die Vorwürfe ab. Staatsanwalt Yves Bertossa will ihn noch am Freitagabend erstmals vernehmen. Sperisen hatte sich als Opfer einer Diffamierungskampagne im Zusammenhang mit seiner Aktion gegen Drogenhändler bezeichnet. (APA, 31.8.2012)