Kindheit in Favoriten, im Fall von Willi Resetarits hieß das: "Gacken am Gang, Ganzkörperwäsche im Amalienbad." Zusatz: "Will man natürlich nicht immer." Roland Düringer, zur eigenen Standortbestimmung den menschlichen Verdauungstrakt heranholend, wuchs "an den Lippen" Favoritens auf - er meinte die "bessere" Gegend von Wiens größtem Arbeiterbezirk.

Immer wieder erstaunt, wie sich Fragen der Herkunft verinnerlichen. In "Mein Favoriten" machten sich berühmte Kinder beim gemeinsamen Schwelgen in Erinnerungen Luft. Am Tisch wurden Erfahrungen mit Bürgerkino, Schoßkarten, Gartenschau 1974 ausgetauscht. Andreas Vitásek gab launigen Sachkundeunterricht, wies auf Sehenswürdigkeiten mit Alleinstellungsmerkmal hin, etwa die "Schallplatten-Brigitte", konfrontierte sich mit seinem eigenen Geburtshaus ("Gemma, irgendwie is' unheimlich.").

Zusammen mit etwas unmotiviert aneinandergereihten Archivbildern und auf die Dauer enervierend penetranter Musikuntermalung ergab das einen Film der Kategorie "nett und belanglos".

Foto: ORF/Medienwerkstatt/Felix Breisach

Alles schön und gut somit und zur Entdeckung der Nähe eine löbliche Angelegenheit. Nur: zum dritten Mal in Folge sind die berühmten Bezirkskinder ausschließlich männlichen Geschlechts. Wir sahen in Simmering: August Starek, Herbert Prohaska, Michael Seida, Franz Leitner.

Foto: ORF/Felix Breisach Medienwerkstatt/Walter Hämmerle

In Ottakring: Karl Hodina, Horst Chmela, Gerhard Zeiler, Thomas Rabitsch. Der ORF schließt Fortsetzungen nicht aus, erfuhr DER STANDARD auf Anfrage.

Im Sinne des Gleichheitsprinzips freuen wir uns also auf die nächste "Mein"-Folge in - sagen wir - Hernals mit Christine Nöstlinger, Brigitte Neumeister, Claudia Marold. (Doris Priesching, DER STANDARD, 4.9.2012)

Foto: ORF/Felix Breisach Medienwerkstatt/Walter Hämmerle