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Mit Kinderarbeit-Vorwurf konfrontiert: Samsung-Chef Lee Kun-hee.

Foto: Schalk van Zuydam, File/AP/dapd)

Nachdem Samsung-Chairman Lee Kun-hee sich nach der milliardenschweren Niederlage im US-Patentstreit mit Apple über die Details hatte briefen lassen, soll er Berichten zufolge ganz ruhig geworden sein und die Augen geschlossen haben. Seine ersten Worte danach sind nicht überliefert.

Was der dritte Sohn des Unternehmensgründers Lee Byung-chull zu den nun erhobenen - neuerlichen - Vorwürfen von Menschrechtsaktivisten sagte, dass in den chinesischen Fabriken des koreanischen Elektronikkonzerns schulpflichtige Kinder arbeiten sollen, ist ebenfalls nicht bekannt. Dass höchster Handlungsbedarf herrscht, hat der 70-jährige Konzernlenker aber offenbar rasch erkannt. Samsung kündigte postwendend an, die Vorwürfe aufzuklären. Nach Milliardenstrafe und US-Verkaufsverbot einiger Produkte kann sich der Apple-Konkurrent keinen Imageschaden mehr leisten.

Dabei hat der als außerordentlich ehrgeizig geltende Koreaner mit den dunklen, angriffslustigen Augen, der 1987 die Führung über den 1938 als Handelsfirma für getrocknetes Obst gegründeten Mischkonzern übernahm, schon in vieler Hinsicht konfuzianische Beharrlichkeit und Standvermögen bewiesen. Als legendär gilt der radikale Wandel Samsungs von einem hierarchisch-unflexiblen Betrieb zu einem auf Innovationen fixierten Unternehmen, den er 1993 mit den Worten einläutete: "Lasst uns alles verändern. Bis auf unsere Frauen und Kinder." Seine Macht gab er nicht aus der Hand.

Samsungs Aufstieg zum Weltkonzern war geebnet. Lee wurde in seinem Heimatland zum Genie der Businesswelt erklärt. Die Regierung stand und steht in Habtachtstellung vor dem reichsten Mann des Landes, dessen Vermögen von Forbes auf 8,3 Mrd. Dollar geschätzt wird.

Sein Ansehen erlitt vorübergehend einen herben Rückschlag, als 1996 Anklage wegen Bestechung gegen ihn erhoben wurde. 2008 wurde gegen ihn wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Beide Male wurde er verurteilt. Beide Male wurde das Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees begnadigt. Der Mensch ist von Geburt an gut, aber die Geschäfte machen ihn schlecht, sagt Konfuzius.

Auch persönliche Schicksalsschläge haben den Kampfwillen des zurückgezogen lebenden Familienpatriarchs, der Pudel liebt und teure Autos sammelt, nicht geschwächt. Mit 60 Jahren bekämpfte er den Krebs. 2005 hat sich eine seiner drei Töchter das Leben genommen. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 4.9.2012)