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Auch am Strand von Ceuta, dem spanischen Territorium in Nordafrika, werden immer wieder schwimmende Flüchtlinge von der Guardia Civil abgeführt.

Foto: EPA/REDUAN

Flüchtlinge aus Afrika haben einen ungewöhnlichen Weg nach Europa entdeckt: die Isla de Tierra. Die kleinen Felseninseln vor Marokko, die als Überbleibsel kolonialer Vergangenheit zu Spanien gehören, werden in den vergangenen Nächten immer wieder Ziel von Flüchtlingen. Sie ist selbst für ungeübte Schwimmer von Marokkos Stränden leicht erreichbar, mittlerweile sitzen 81 Menschen aus Afrika auf dem unbewohnten Eiland fest. Sie fordern, auf das spanische Festland gebracht zu werden.

Die spanische Guardia Civil patrouilliert in Booten, vom dem nahegelegen Inselchen Peñon de Alhucemas aus versorgt die Armee die Flüchtlinge mit Essen, Trinkwasser und Decken. Sechs Frauen und Kinder wurden mittlerweile in ein Auffanglager nach Melilla, einer spanischen Exklave an Marokkos Mittelmeerküste, gebracht. Für den Rest lehnt Madrid jedwede Verantwortung ab: "Wir können uns nicht in humanitären Fragen erpressen lassen, mit denen so leicht Demagogie betrieben werden kann, um neue Wege nach Spanien zu öffnen", heißt es aus dem Innenministerium in Madrid.

Marokko fordert Inseln

Die spanische Regierung fordert von der marokkanischen Regierung "eine dauerhafte Lösung" für das Flüchtlingsproblem. Rabat müsse die Küste besser kontrollieren, um das Ablegen von Flüchtlingsbooten zu verhindern. Doch Marokko zeigt sich wenig kooperativ. Das Land fordert die Hoheit über die unbewohnten Felsen im Mittelmeer. Laut spanischer Presse wurde ein für Mitte September geplantes bilaterales Treffen zu Grenzthemen "aus Terminschwierigkeiten" um einen Monat verschoben.

Während am Wochenende 70 Flüchtlinge auf Isla de Tierra ankamen, versuchten 60 weitere Personen den sechs Meter hohen Grenzzaun zwischen Marokko und Melilla zu überwinden. Die Guardia Civil verhinderte dies. In der Nacht zum Montag stürmten erneut 100 Menschen die Grenzanlagen. Dieses Mal waren - je nach Quelle - fünf bis zehn Immigranten erfolgreich. (Rainer Wandler, DER STANDARD, 4.9.2012)