Fast scheint es, als ob das Schicksal des Euro und in Folge auch das der gesamten Europäischen Union unweigerlich mit dem von Griechenland verbunden wäre: Soll das Land die Eurozone verlassen oder nicht? Einige Ökonomen sehen in einem Austritt keinen gröberen Schritt, beträgt der Anteil Griechenlands am BIP der EU lediglich zwei Prozent.

Andere wiederum sprechen von einer "Naturkatastrophe auf europäischem, wenn nicht sogar auf weltweitem Niveau", berichtet die Online-Seite der französischen Tageszeitung Le Monde.

Schuld ohne Sühne

Zu den erstgenannten Ökonomen, so der Bericht weiter, zählten auch die Deutschen mit ihrer Kanzlerin Angela Merkel, die sich am stärksten dagegen sträuben, einem bankrotten Staatshaushalt unter die Arme zu greifen. Le Monde erinnert in diesem Zusammenhang an Kalifornien. Als der amerikanische Bundesstaat pleite war, dachte jedenfalls niemand daran, das Land aus den USA zu werfen. Nichts liege, so "Le Monde" ferner, als Miss- oder Freunderlwirtschaft, Steuerbefreiung der Reichen und Reedereien zu rechtfertigen oder die Korruption unter der Caramanlis- und der Papandreous, die seit dem Sturz der Militärdiktatur im Jahr 1974, sich "demokratisch" an der Regierungsspitze halten. Dennoch verblüfft die Haltung Deutschlands, blickt man einige Jahrzehnte zurück:

Der Bankmanager Hermann Josef Abs leitete Anfang der 1950er Jahren die Delegation der Bundesrepublik bei den Verhandlungen zur Regelung der deutschen Auslandsschulden. Er erreichte von den Alliierten einen Schuldenerlass von 51 Prozent und ein Abkommen, die restlichen Ausständen in einem Zeitraum von dreißig Jahren in Raten zurückzuzahlen. Abs legte damit den Grundstein für den Wiederaufbau der Wirtschaft Westdeutschland. Die letzte Tranche seiner Auslandsschulden zahlte Deutschland im Jahr 1980 - mit einer Ausnahme: Die Reparationsschuld an Griechenland ist immer noch offen. Diese beläuft sich nach Berechnungen des Grünen Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit auf 80 Milliarden Euro, Zinsen inklusive.

Kann da die Schätzung von Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble noch überraschen? Zitat: Mehr als zwei Jahre würde er Griechenland nicht mehr geben, um seine Probleme zu lösen. (red, 4.9.2012)