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Boote der spanischen Guardia Civil (hier vor Gibraltar) haben am Dienstag über 70 afrikanische Flüchtlinge vom unbewohnten Felsen Isla de Tierra nach Marokko gebracht.

Foto: EPA/A.CARRASCO RAGEL

Spaniens Guardia Civil hat in der Nacht zum Dienstag 73 Flüchtlinge nach Marokko abgeschoben, die seit Tagen die Felseninsel Isla de Tierra vor der marokkanischen Küste besetzt hielten. Das unbewohnte Eiland gehört zu einer Reihe von Felsen im Mittelmeer, die als Überbleibsel der kolonialen Vergangenheit der Hoheit Madrids unterstehen.

Die afrikanischen Flüchtlinge wurden mit Booten an einen wenige Meter entfernten marokkanischen Strand gebracht, wo sie von einem Großaufgebot an Polizei, Gendarmerie und Armee in Empfang genommen wurden. Laut Augenzeugen waren viele mit Handschellen gefesselt. Insgesamt 16 Flüchtlinge - schwangere Frauen sowie Mütter mit Kleinkindern - wurden in die spanische Exklave Melilla gebracht. Vor der Polizeiaktion hatten sich Madrid und Rabat auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt.

"Unschätzbare Zusammenarbeit"

Spaniens konservative Regierung lobt das "beispielhafte Vorgehen" der Guardia Civil und die "unschätzbare Zusammenarbeit" mit den marokkanischen Behörden. Dadurch sei verhindert worden, dass die Schleppermafia "einen neuen Weg nach Spanien öffnet".

"Wir können in einem Rechtsstaat solche Argumente nicht akzeptieren", zeigt sich SOS Rassismus angesichts dieser Erklärung empört. Zuletzt war nicht bekannt, wohin die Festgenommenen gebracht worden sind. Üblicherweise schiebt Marokko schwarzafrikanische Immigranten über die Grenze ins benachbarte Algerien ab.

Laut humanitären Hilfsorganisationen werden immer wieder Flüchtlinge einfach ohne Wasser und Nahrung in der Wüste ausgesetzt. Spanien duldet dies stillschweigend. Seit 1992 besteht zwischen Madrid und Rabat ein Abkommen zur Rücknahme von Flüchtlingen. (Rainer Wandler aus Madrid, DER STANDARD, 4.9.2012)