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Michelle Obama betonte in ihrer Rede, dass sie ihren Mann noch mehr liebe als vor vier Jahren.

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Die Rede der First Lady wurde immer wieder durch Applaus unterbrochen.

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Emotional: Michelle Obama.

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Charlotte - Mit einer von Anhängern gefeierten Rede hat sich die amerikanische First Lady Michelle Obama für die Wiederwahl ihres Ehemannes starkgemacht. Präsident Barack Obama verdiene eine zweite Amtszeit, weil er die Bekämpfung sozialer Probleme nicht als Politik ansehe, sondern als persönliche Aufgabe, rief die 48-Jährige am Dienstagabend jubelnden Delegierten beim Parteitag der Demokraten in Charlotte, North Carolina, zu. Der Auftritt der beliebten Präsidentengattin zur besten TV-Sendezeit sollte Obama wichtige Sympathiepunkte für die Wahl am 6. November einbringen.

"Wir müssen noch einmal zusammenkommen und zusammenstehen für den Mann, dem wir vertrauen können, dass er dieses Land weiter nach vorn bringt", sagte Michelle Obama am Ende ihrer emotionalen Rede, in der sie tief in die Familiengeschichte eintauchte. "Wenn es darum geht, unsere Wirtschaft wieder aufzubauen, dann denkt Barack an Leute wie meinen Vater und seine Großmutter", sagte sie und verwies auf die bescheidenen Verhältnisse, in denen beide aufwuchsen. Sie setzte damit einen Kontrapunkt zum republikanischen Herausforderer Mitt Romney, der Spross eines erfolgreichen Geschäftsmanns ist.

Die Ansprache war seit Tagen mit Spannung erwartet worden, nachdem in der vergangenen Woche Ann Romney beim Parteitag der Republikaner auf der emotionalen Ebene vorgelegt hatte. In einer hoch gelobten Rede stellte auch sie ihren Mann als treu sorgenden Familienvater dar. Michelle Obama lobte die Werte ihres Mannes ebenso umfassend.

Wie zuvor Ann Romney stellte Michelle Obama ihre persönliche Beziehung zu ihrem Gatten in den Mittelpunkt ihrer Rede. Die Erfahrung der Präsidentschaft habe sie noch enger zusammengeführt. "Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist, aber heute liebe ich meinen Mann sogar noch mehr als vor vier Jahren", sagte sie. Das liege auch daran, dass sie in der Zeit viel über ihn gelernt habe. "Ich habe aus erster Hand erfahren, dass Präsident zu sein dich nicht verändert - es zeigt, wer du bist." Obama verfolgte die Rede mit seinen Töchtern Malia und Sasha vor dem Fernseher im Weißen Haus.

Julian Castro schießt gegen Romney

Der dreitägige Parteitag der Demokraten wurde am Dienstag mit fast 50 Reden eröffnet. Am Mittwochabend wollen die knapp 6.000 Delegierten Obama offiziell als ihren Kandidaten aufstellen. Die Nominierungsrede wird Ex-Präsident Bill Clinton halten. Obamas große Antrittsrede folgt am Donnerstag. Ziel des medienwirksamen Parteitages ist es, die Weichen für die Wiederwahl zu stellen. Für Romney hatte das in der vergangenen Woche laut einer am Dienstag veröffentlichten Gallup-Umfrage nicht funktioniert. Ihr zufolge kommt Romney derzeit auf 46 Prozent Zustimmung, Obama auf 47. Noch eine Woche zuvor habe Romney einen hauchdünnen Vorsprung gehabt.

Große Aufmerksamkeit erzielten bei dem Parteitag auch andere Redner. Der Bürgermeister der texanischen Stadt San Antonio, Julian Castro, trat direkt vor Michelle Obama auf und erhielt für seine harten verbalen Angriffe auf Romney viel Beifall in der prall gefüllten Basketball-Arena, die etwa 15.000 Zuschauer fasst. Auch Obamas ehemaliger Stabschef Rahm Emanuel, heute Bürgermeister von Chicago, konnte die Demokraten in Begeisterung versetzen.

Ex-Präsident Carter lobt Obama

Der ehemalige Präsident Jimmy Carter stellte Obama per Videozuschaltung ein blendendes Zeugnis in der Außenpolitik aus. "Präsident Obama hat das Ansehen der USA in der Weltgemeinschaft wiederhergestellt", sagte der 87-Jährige. Durch Dialog und Zusammenarbeit habe er den Geist von Vertrauen und gutem Willen zurück in die internationalen Beziehungen gebracht, meinte der Friedensnobelpreisträger.

Auf dem Parteitag unterstützten die Demokraten auch Obamas Vorhaben, die Steuern für Großverdiener zu erhöhen. Bürger mit einem Einkommen von mehr als 250.000 Dollar (198.000 Euro) sollen künftig kräftiger zur Kasse gebeten werden, heißt es im Parteiprogramm. Für die restlichen 98 Prozent der Bevölkerung sollen die Steuern gleich bleiben. Die Republikaner lehnen Steuererhöhungen grundsätzlich ab.

Das Parteiprogramm der Demokraten befürwortet im Gegensatz zu der republikanischen Version auch die gesetzliche Gleichbehandlung homosexueller Paare. Es bekräftigt auch das Recht der Frauen, selbst über eine Abtreibung zu entscheiden. Die Republikaner sind kategorisch gegen Abtreibungen, auch wenn das Leben der Mutter auf dem Spiel steht sowie nach Vergewaltigungen oder Inzest. (APA, 5.9.2012)