Istanbul - Die Türkei will sich bei der russischen Regierung um die Rückkehr des sogenannten "Schatzes des Priamos" nach Troja bemühen. Ankara verfolge dieses Ziel mit Nachdruck, sagte Kulturminister Ertugrul Günay bei der Präsentation von 24 Goldfunden aus Troja, die nach langen Verhandlungen aus den USA an die Türkei zurückgegeben worden waren. Die Fundstücke sind laut Günay rund 4.500 Jahre alt.

Der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann hatte den aus 8.800 Teilen bestehenden Goldfund 1873 in Troja entdeckt - kurz bevor er seine bis dahin erfolglosen Ausgrabungen in der Türkei beenden wollte. Er ordnete den Schatz dem trojanischen König Priamos aus Homers "Ilias" zu. Wie sich herausstellte, gehört die Schicht, in der das Gold gefunden wurde, aber zu einer früheren Epoche um 2500 v. Christus.

Deutschlands Bemühungen vergeblich

Auf verschlungenen Wegen brachte der Archäologe die Schmuckstücke, Perlen und einen doppelhenkeligen Becher nach Deutschland. Sowjettruppen nahmen die Stücke am Ende des Zweiten Weltkrieg aus Berlin nach Russland mit. Der Schatz galt lange Zeit als verschwunden und tauchte erst 1991 im Puschkin-Museum in Moskau auf. Deutschland hat bisher erfolglos versucht, eine Rückgabe des Schatzes zu erreichen.

Minister Günay sagte, auch die jetzt aus den USA in die Türkei heimgekehrten Schmuckstücke seien im 19. Jahrhundert von Schliemann ausgegraben und außer Landes gebracht worden. Damals seien viele Kunstschätze geplündert worden.

Erfolgreich wegen Sphinx verhandelt

Im vergangenen Jahr hatte Günay bei der deutschen Bundesregierung die Rückgabe einer steinernen Sphinx aus der früheren hethitischen Hauptstadt Hattuscha in Zentralanatolien durchgesetzt. Die 3.500 Jahre alte Skulptur war Anfang des 20. Jahrhunderts nach Berlin gebracht worden. (APA/red, derStandard.at, 5. 9. 2012)