Wien - Wie viele Beamte des Federal Bureau of Investigation (FBI) derzeit vergangene Ermittlungen im Entführungsfall Natascha Kampusch prüfen, ist geheim. "Zahlen können nicht bekanntgegeben werden", heißt es im Innenministerium.

"Aber sie können davon ausgehen, dass das FBI und das deutsche Bundeskriminalamt nur Topleute geschickt haben", sagt Ministeriumssprecherin Sonja Jell dem Standard. Ob die Amerikaner Deutsch können? Immerhin gilt es, 270.000 Aktenseiten abzuarbeiten. "Sie sind auf jeden Fall Akademiker und mehrerer Sprachen mächtig", weiß Jell. Die Agenten aus den USA und Wiesbaden bilden zusammen mit Experten aus Justiz- und Innenressort das Operative Team. Es wurde eingesetzt, nachdem - wie berichtet - der Stapo-Ausschuss des Parlaments Ende Juni die Empfehlung aussprach, den Fall nochmals aufzurollen. 

Bericht bis Ende des Jahres

Ende 2012 soll ein Bericht vorliegen. Berichten muss das operative Team an einen Lenkungsausschuss, dessen Besetzung bekannt ist. In ihm sitzen Herbert Anderl, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Christian Pilnacek, Sektionschef im Justizministerium, Manfred Burgstaller, Rechtsschutzbeauftragter im Innenressort, Gottfried Strasser, Rechtsschutzbeauftragter des Justizressorts, Anwalt Wolfgang Brandstetter sowie der Präsident des BKA Wiesbaden, Jörg Ziercke, und Steven Paulson, Chef der Rechtsabteilung in der US-Botschaft, als Vertreter des FBI.

Pilnacek hatte anlässlich der Präsentation des Schlussberichts der Innsbrucker Ermittlungen gegen fünf Staatsanwälte unmissverständlich kundgetan, dass er nicht an mehrere Täter oder mangelnde Ermittlungen glaube. Dass er nun im Lenkungsausschuss sitzt, der laut Jell " entscheidet, bei welchen Sachverhalten weiterermittelt werden soll", sorgt mancherorts für Verwunderung. Jell dazu: "Das ist eine doppelte Sicherheitsschleife. Einer allein kann nichts entscheiden, es sind auch Externe dabei, und es braucht eine Gruppenentscheidung." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 5.9.2012)