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Foto: Como Hotels

Anreise & Unterkunft
Singapore Airlines etwa steuert Balis Flughafen Denpasar über München oder Frankfurt mit einem Zwischenstopp in Singapur an. Packages wie das für Uluwatu angeführte schnürt zum Beispiel Bawa Tours & Travel. Die Agentur mit Sitz in Memmingen/Bayern organisierte auch die Presse-Tour durch die genannten vier Designhotels auf Bali.

Grafik: DER STANDARD

Den Streckenrekord hält Sebastian Vettel, who else? Hundert Meter in vier Minuten dreißig. Hundert Höhenmeter. 600 Stufen sind es grob vom luftig-schicken Vogelkäfig, den Woha Architects aus Singapur hier über die Kante ragen lassen, hinunter zu Strand und Meer. Vettel wollte es natürlich wissen, und wenn Hotelmanager Sean Brennan von dem Streckenrekord erzählt, will man es natürlich auch wissen, ob man unter fünf braucht. Hinauf natürlich, bergab soll man ja nicht hudeln. Aber eigentlich will man gar nicht weg, hinaus aus diesem großen Staunbezirk des Designs. Auch wenn Meer und Strand und Felsenküste da unten für sich schon eine reine Pracht sind. Wenn man sich überwindet hinauszugehen.

Wie unprofessionell, wie peinlich. Reisen bedeutet doch: Länder kennenlernen, fremde Kulturen, Naturen, Menschen. Und dann lässt man sich aus dem klimatisierten SUV gleiten, steht vor dem Gesamtkunstwerk aus weitestmöglich offenem Empfang und dahinter einem Unendlichblick über Wasserflächen, über die Kante des nicht von ungefähr Infinity genannten Pools, weit hinein ins Mehr und den rosigen Abendhimmel. Den Unendlichblick säumt, nein, jetzt sprechen wir nicht mehr vom Vogelkäfig: luftigen Pavillons, in denen man entspannt den Apéro nehmen und über den Blick staunen kann. Übers Meer, hundert Meter weiter unten. Über die doch recht vielen Dutzend Reihenpavillons auf dem Hügel hinter dem Entree, die man aber, danke Woha, nie in ihrer ganzen Fülle wahrnimmt. Mit eigenem Vogelkäfig, einer schattigen Polsterlounge, kleinem Pool, lavasteinökologisch mitgekühlten Dächern und Freiluftdusche voll riesengrüner Blätter. Man kommt aus dem Wow kaum heraus.

Muss man sich vor lauter Staunen provinziell fühlen, jedenfalls so gar nicht weltmännisch? Pragmatisch versichert der Gast sich: Staunen ist nicht unanständig. Das ganze Ding ist schließlich zuallererst fürs Staunen gebaut. Und die Übung ist mehr als gelungen.

Alila Villas Uluwatu
Foto: Alila Villas

Übung 1: Alila Villas Uluwatu. Eine Steilvorlage für alles, was noch kommt auf Bali. Fast eine Fußfessel des Genusses. Bekanntlich kommt man ja aus dem Staunen schwer heraus. Hier gepaart mit der Gewissheit: Bestimmt biegt gleich Herr Abramowitsch um die Ecke oder Frau Dichand.

Wir halten bei Übung 1 eines Programms, das wohl, unschwer erkennbar, "Luxus auf Bali" heißt. Was auch bedeutet: von rund 1000 Euro aufwärts für Singapur Airlines, und ab 1380 Euro pro Person für ein Dreitagepackage in einer Pool Villa, Frühstück und Yoga inklusive, in Uluwatu. Ein Programm mit dem Untertitel: "Luxus als hermetisches Prinzip. Reisen im Kokon". Man will nicht so richtig raus aus dieser wunderbaren Welt.

Bali, Ubud, wie war das doch gleich mit Frau Roberts und Eat Pray Love? Nun, in dem laut Augenzeugen vor nicht so vielen Jahren wirklich idyllisch-einfachen Künstlerdorf haben, vermutlich auch dank Frau Roberts, Starbucks und McDonald's die besten Lagen am Platz übernommen. Und auch die vor gar nicht so vielen Jahren noch als Straßenstände erkennbaren Läden haben inzwischen Glasfassade, Klimaanlage und einen klaren Hang zu Namen, in denen Design vorkommt. Aber wer wird schon mit den Jahren idyllischer?

Gefangen im Wow

Der Heiler womöglich aus Eat Pray Love. Wobei auch der gewissen Abnützungserscheinungen unterliegt, wie Marc Lacoste erzählt, oder auch einfach pragmatisch vorgeht und "jedem dasselbe sagt". Lacoste führt das Uma in Ubud, eines aus der Gruppe der Como Hotels. Also schon wieder: sehr Design, diesfalls vom angenehm nüchtern gestimmten Koichiro Ikebuchi, der etwa so karge wie romantische Bäder baut. Sehr wow. Und wieder sehr hermetisch – mitten im, aber nur eine Einfahrt vom lärmenden Ubud eine abgegrenzte, ruhige Oase mit Dschungelpanorama und, je nach Zahlungsfreude, auch eigenem Pool in die Dschungelrichtung.

Ungleich gepflegter freilich ist der Dschungel im nahen Schwesterbetrieb des Uma Ubud. Und ungleich eigenweltiger, damit Luxus hier nicht noch hermetischer daherkommt. Man will kaum hinaus, in die Welt, aus dieser Welt.

Im Como Shambala Estate, nahe Ubud, umfasst diese Welt einen ganzen Hügelrücken, umspült von zwei Flüssen, gepflegt von 350 Beschäftigten. Wer von ihnen nicht weiße oder inzwischen gerötete Touristenkörper im Spa aufs Entspannendste knetet, wer hier nicht Yin-verwandtes Yoga in atemberaubender Baumwipfelblickhöhe zelebriert, wer hier nicht Gäste in Kletterwände dirigiert, sie gerade nicht mit Pilates im Pavillon über dem Fluss verbiegt, ihnen sprudelnde Fitness im Pool demonstriert, ihnen ein so fantasievolles wie üppiges Angebot an Gemüsesäften entwirft oder presst oder ihnen als persönlicher Butler das Leben zwischen Saft und Pool und Klettern und Spa und villeneigenem Pool oder doch Whirlpool organisiert oder ungesehen putzt und wäscht und poliert: Der oder die von diesen 350 Menschen sichelt den Urwald in gediegen-idyllische Proportionen, auf diesem Bergrücken zwischen zwei Flüssen. Damit man ja nicht wegwill. Aus dieser berückenden Bergrückenwelt.

Como Shambala Estate
Foto: Como Hotels

Will man auch nicht. Aber wenn man doch muss, dann noch zu Übung 4. Kilometer schwarzer Sand im Südwesten Balis, die kleinere, nicht ganz so neue, nicht ganz so überschicke Schwester von Uluwatu nahe Kerambitan.

Doch wer es schafft, das Management zu überzeugen, dass es einfach wieder Zeit ist für ein Dinner bei Kerzenschein am Strand, hat hier zwischen Meeresrauschen und Sternenhimmel noch einen entscheidenden Vorteil: praktisch keine Stufen zum Strand, direkt am Meer.

Für Herrn Vettel wäre das natürlich keine Herausforderung. Aber der Red-Bull-Pilot kann sich ja wieder auf die Spur von Sean Brennan machen.

Como Hotel Uma Ubud
Foto: Como Hotels

Der machte, wie heuer viele Hotelmanager von Alila, diesen Sommer Urlaub auf Sumba. Im Resort Nihiwatu, das ein etwas günstiger reisender Sumba-Fan als "Reservat für eine andere Klasse Mensch" beschreibt. Man kann davon ausgehen, dass Alila auf diese Insel eine seiner nächsten Designwelten stellt.

Herr Vettel könnte dann den nächsten Streckenrekord hoch zu Ross angehen: Auf Sumba bewegt man sich traditionell auf den gleichnamigen Pferden fort, schwärmt Sean Brennan schon vor. (Harald Fidler, Rondo, DER STANDARD, 7.9.2012)