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Faymann, Spindelegger, Staatsoper: Das sind Angela Merkels Stationen in Wien.

Foto: AP/Michael Sohn

Berlin - Wenn sie von Österreich spricht, kommt die deutsche Kanzlerin Angela Merkel geradezu ins Schwärmen. Die Berge in der Alpenrepublik möge sie sehr gerne, "die schönen Bergseen auch", erklärte sie vor wenigen Tagen.

Doch am heutigen Freitag, beim Besuch in Wien, bleibt für derlei Naturschönheiten natürlich keine Zeit. Mit militärischen Ehren wird Merkel empfangen, dann sind sie und ihr Amtskollege Werner Faymann schon mitten drin in der Eurokrise und der drohenden Pleite Griechenlands.

Da dürften die beiden Regierungschefs einiges zu besprechen haben. Denn Faymann hat sich vor kurzem dafür ausgesprochen, Griechenland mehr Zeit für die Rückzahlung der Kredite zu geben - wenn sich das Land an die Vereinbarungen mit der EU halte.

Merkel blutet das Herz

Die Möglichkeit eines solchen Entgegenkommens war von Merkel hingegen nicht zu hören. Zwar bemühte sie sich in jüngster Zeit sichtlich, den unter Sparzwang stehenden südeuropäischen Ländern ihr Mitgefühl zu zeigen. "Es blutet einem schon das Herz", wenn man die Pensionskürzungen für Beamte und Angestellte sehe, sagte sie über Griechenland.

Das klingt anders als frühere, vergleichsweise kühle Statements der eisernen Sparkanzlerin, wonach die Griechen ihre Auflagen zu erfüllen hätten. Doch als der griechische Premier Antonis Samaras neulich in Berlin war und kaum verklausuliert um "Luft zum Atmen" warb, kam Merkel kein Zugeständnis über die Lippen.

Auch Eurobonds und eine Bankenlizenz für den ESM kann sich Faymann vorstellen. Merkel hingegen lehnt beides ab. Dennoch zeigte sich Merkel vor ihrer Wienreise zuversichtlich und erklärte: "Das Wichtige ist aber, dass mein österreichischer Kollege Werner Faymann und ich eigentlich immer zum Schluss eine gemeinsame Position gefunden haben, weil wir beide Europäer sind." Faymann hingegen hatte im August betont, Merkel werde "zum Schutz des Euro" wohl ihre Positionen noch ändern.

Nach einem Gespräch mit Außenminister Michael Spindel egger (ÖVP) versucht Merkel die Eurokrise kurz zu vergessen. Mit Ehemann Joachim Sauer geht es noch in die Wiener Staatsoper. Auf dem Programm steht Don Carlos. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 7.9.2012)