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Ein k. u. k. Paar, das die Kassen klingeln lässt: Franziskus Hartensten und Annemieke van Dam im Musical "Elisabeth".

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - Musicalpremieren sind geilofantastisch. Celebrity-Stau auf dem roten Teppich, mehr Kameras als Premierengäste mit Kaufkarten. Gut trainierte, gut renovierte Schönheit samt professionell präsentierter Freundlichkeit allüberall. Das Übermaß an drastisch gebleichten Beißerchen lässt beinahe erblinden. Im Smoking ist man underdressed, und die Programme, die man bekommt, sind handtuchgroß und aalglatt. Wahnsinn.

Zur Premiere der dritten Elisabeth-Serie geladen, haben die Vereinigten Bühnen Wien, Domina und Mutter der hiesigen Musical-Szene (Großmutter ist die Wiener Volksoper). Anfang der 1980er- Jahre hatte die Stadt das elektronisch verstärkte Hüpf- und Singspiel als unverzichtbares Asset im Portfolio touristischer Attraktivität erkannt.

In den knapp 30 Jahren, die folgten, war dieses Musical von Sylvester Levay und Michael Kunze die erfolgreichste Eigenproduktion der VBW (8,5 Mio. Besucher weltweit), wofür sich Neo-Intendant Christian Struppeck nach der Premiere bei den Verantwortlichen bedankt. Struppeck, eine angenehm unösterreichische Besetzung für diesen Posten, möchte 2014 seine erste eigenverantwortete Produktion präsentieren.

Purismus und Opulenz

Elisabeth wurde vom seinerzeitigen Leading-Team fürs Raimundtheater adaptiert, von Bühnenbildner Hans Schavernoch und vom großen Harry Kupfer: Deren vielfältiger, stimmungsstarker Bilderreigen zwischen Purismus und Opulenz, zwischen Modernität und Historie beeindruckt. Neben den neuen Kostümen von Yan Tax (der Tod trägt Weiß, die Kaiserin Kilos von Kristall) gibt es auch eine neue Besetzung.

Überraschend die wundervolle Daniela Ziegler als Erzherzogin Sophie, perfekt blass-brav Franziskus Hartenstein als deren Filius. Sogar als Attentäter ein Sympathieträger: Kurosch Abbasi als Luigi Lucheni. Toll: Anton Zetterholm und Aeneas Hollweg als Kronprinz Rudolf (alt bzw. jung).

Mark Seibert ist als Tod ein Kraftpaket und singt unerhört variabel - mal verführerisch hauchend, mal volle Kanne. Annemieke van Dam rührt als Elisabeth das Herz mit freiem Spiel und, gleich zu Beginn, mit kindlichem, vögelchenzartem Timbre; vielleicht, dass sie bei Spitzentönen etwas zum Kreischenden tendiert. Die musikalische Gestaltung (Koen Schoots) geht in Ordnung, wenn auch die Streicher arg plastifiziert klingen und die Grundlautstärke für Gehörgeschädigte ausgelegt ist. Ad multos annos.  (Stefan Ender, DER STANDARD, 7.9.2012)