Athen/Wien - In Griechenland ist ein 84-Jähriger wahrscheinlich am Dengue-Fieber gestorben. Experten zufolge hat sich seit fast 85 Jahren niemand im Land selbst mehr mit dem Virus angesteckt. Der Mann starb am 30. August in einem Krankenhaus der Hafenstadt Patras. Das Opfer soll sich in der Region der westgriechischen Stadt Agrinion am Ionischen Meer infiziert haben.

"Er hatte alle Symptome. Zudem haben die Laboruntersuchungen der ersten Blutabnahme gezeigt, dass es Dengue-Fieber war", sagte Athanasios Tsagris vom griechischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Vorbeugung (KEELPNO) am Freitag. "Wir haben einen 'probable case' - wie es international heißt", so der Mikrobiologie-Professor von der Universität Athen. Die erste Kontrolle sei positiv bewertet worden. Da der Mann aber gestorben ist, könne man nicht mehr die zweite Blutprobe prüfen.

Eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten

Dengue-Fieber tritt vorwiegend in den Tropen und Subtropen auf, breitet sich seit Jahren jedoch zunehmend aus. Im Jahr 2010 traten Fälle in Kroatien und Südfrankreich auf. Zu den Symptomen zählen starkes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. In schweren Fällen treten innere Blutungen oder ein Schocksyndrom auf. Dengue-Fieber wird beispielsweise durch weibliche Tigermücken übertragen. Einen Impfstoff gibt es noch nicht.

Ende der 1920er Jahre, vor der lokalen Ausrottung der Überträgermücke, wütete in Griechenland eine der größten dokumentierten Dengue-Epidemien. Damals erkrankten Experten zufolge rund eine Millionen Menschen, etwa 1.000 starben.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das von Viren ausgelöste Leiden zu einer der gefährlichsten Infektionskrankheiten entwickelt. Die WHO schätzt, dass sich pro Jahr rund 50 bis 100 Millionen Menschen anstecken. Etwa 2,5 Prozent der Erkrankten sterben.

Widerstandsfähiger Überträger

Laut dem Wiener Tropenmediziner Herwig Kollaritsch kehren pro Jahr auch 70 bis 80 Österreicher mit dem Dengue-Fieber vom Urlaub zurück. Genaue Zahlen gebe es nicht, da diese Krankheit hierzulande keiner Meldepflicht unterliege und nicht immer diagnostiziert werde, weil sie nicht immer voll ausbricht. Es handelt sich jedenfalls um mehr Dengue- als Malaria-Fälle. Für Marton Széll vom Wiener Tropenzentrum ist es nicht ausgeschlossen, dass sich das Dengue-Fieber in den nächsten 15 Jahren auch in Mitteleuropa zu einem Problem entwickeln könnte. Laut Auskunft des Tropenmediziners hat das vor allem damit zu tun, "dass die Tigermücke nur sehr wenig Wasser braucht und deshalb relativ schnell sehr weit 'reisen' kann". (APA/dpa/red, derStandard.at, 7.9.2012)