London - Die Taliban sind einer britischen Studie zufolge grundsätzlich offen für einen Waffenstillstand in Afghanistan. Eine Gruppe von Wissenschaftern vom britischen Royal United Services Institute (RUSI) erklärte am Sonntag unter Berufung auf die Aussagen von vier hochrangigen Vertretern der Aufständischen, auch der Oberkommandant der radikalislamischen Bewegung, Mullah Omar, befürworte eine Waffenruhe als Schritt zu einer weiterreichenden politischen Einigung.
Allerdings lehne Omar Verhandlungen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai ab, den er als schwach und korrupt betrachte, hieß es in dem Bericht. Zudem werde der Führungsrat um Mullah Omar, die sogenannte Quetta Shura, die jetzige afghanische Verfassung nicht anerkennen, weil dies einer Kapitulation gleichkäme. Grundsätzlich wachse in der Taliban-Führung aber die Bereitschaft zu einem Kompromiss im Gegenzug für politischen Einfluss nach dem Abzug der internationalen Truppen Ende 2014.
Für die Studie hatten die Forscher im Juli mit einem früheren Taliban-Minister, einem Gründungsmitglied der Taliban, einem früheren Mujahedin-Kommandanten und einem Vermittler mit den Taliban gesprochen. Demnach bedauert die Führung der Taliban ebenso wie die einfachen Kämpfer die enge Verbindung mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida in der Vergangenheit. Sollte Omar dem zustimmen, wäre eine Mehrheit im Zuge eines Waffenstillstands zu einem vollständigen Bruch mit Al-Kaida bereit. (APA, 10.9.2012)