Titelseite der ddfd vom Montag.

Foto: Liberation, Screenshot

Paris - Der reichste Mann Frankreichs erstattet Anzeige gegen die linksgerichtete Zeitung "Libération" wegen "öffentlicher Beleidigung". Bernard Arnault wandte sich damit am Montag gegen die Schlagzeile "Hau ab, du reicher Idiot!", die mit einem Foto des Multimilliardärs erschienen war. Die Zeitung hatte dem Chef des Luxuskonzerns LVMH die erste Seite ihrer Montagausgabe gewidmet, weil der Geschäftsmann die belgische Staatsbürgerschaft beantragt hatte.

Steuer-Debatte

Die Nachricht zu Arnaults belgischer Staatsbürgerschaft hatte am Wochenende in Frankreich vor dem Hintergrund der Debatte um die Besteuerung großer Vermögen zu einem Proteststurm geführt. Der langjährige Vertraute des abgewählten konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy hatte daraufhin rasch klargestellt, dass er auch künftig seine Steuern in Frankreich zahlen werde. Tatsächlich strebt er die doppelte Staatsbürgerschaft an.

Reichster Mann Europas

Der Chef des Luxuskonzerns LVMH ist dem Magazin "Forbes" zufolge mit einem Vermögen von 32 Milliarden Euro der reichste Mann Europas und der viertreichste Mann der Welt. Laut Schätzungen leben tausende wohlhabende Franzosen in Belgien, weil sie dort weniger Steuern zahlen. In die hitzige Debatte hatte sich am Sonntagabend auch Frankreichs sozialistischer Präsident Francois Hollande eingeschaltet, der eine Reichensteuer von 75 Prozent für Einkommen ab einer Million Euro einführen will. In Krisenzeiten, in denen Anstrengungen nötig seien, müsse an den Patriotismus appelliert werden, sagte der Staatschef im Fernsehen.

Anspielung auf Sarkozy

"Libération" hatte auf der gesamten Titelseite ein großes Foto von Arnault mit einem knallroten Koffer abgedruckt und mit dem Text überschrieben: "Hau ab, du reicher Idiot!". Die Schlagzeile war offenbar eine Anspielung auf Sarkozy, der 2008 einen Mann, der ihm den Händedruck verweigert hatte, mit den Worten angefahren hatte: "Hau ab, du armer Idiot!"

In einer Erklärung von Arnault hieß es nun, der Multimilliardär habe "angesichts der extremen Vulgarität und der Heftigkeit des Titels der Tageszeitung" keine andere Wahl, als Anzeige zu erstatten. Zugleich wurde in der Erklärung daran erinnert, dass Arnault deutlich gemacht hatte, dass er weiter seine Steuern in Frankreich zahlen werde. (APA, 10.9.2012)