Frankfurt - Die geplante Verlagerung von Derivategeschäften auf regulierte Plattformen in Europa wird wohl erst schrittweise ab Juni 2013 eingeführt. Es werde bis dahin dauern, um den Clearing-Häusern entsprechende Genehmigungen zu erteilen, sagte der Chef der französischen Finanzaufsicht AMF, Edouard Vieillefond. Danach müssten die Behörden abnicken, welche Derivate über die Clearing-Stellen laufen sollen.

"Das bedeutet, dass die Regeln aus gesetzlicher und regulatorischer Sicht zum Jahresanfang stehen, bei der praktischen Umsetzung reden wir über Sommer oder Anfang September 2013", sagte Vieillefond. Nach Angaben einer mit der EU-Regulierung vertrauten Person sollen neue Derivategeschäfte ab Juni den neuen Auflagen unterliegen, für bereits gehandelte Produkte solle dies bis Ende 2013 geschehen. Detailfragen müssten noch geklärt werden.

Um das Finanzsystem stabiler zu machen, soll der Handel von bisher außerbörslich gehandelten Papieren (Over The Counter, OTC) ab 2013 über zentrale Gegenparteien (Central Counterparties, CCP) laufen. Diese Unternehmen - etwa die Deutsche-Börse-Tochter Eurex Clearing - stellen sich zwischen Käufer und Verkäufer von Derivaten und übernehmen dabei auch das Risiko, falls einer der Handelspartner pleitegeht. Die EU will damit die Sicherheit und Transparenz im weltweit 700 Billionen Dollar schweren Derivate-Handel erhöhen. Derzeit wird das Geschäft vor allem von 15 der weltgrößten Banken kontrolliert.

Die deutsche Aufsicht Bafin hat die Derivate-Reform zuletzt kritisiert. CCPs seien zwar ein sinnvoller Weg zu mehr Transparenz und Sicherheit im Derivatemarkt, "sie bergen ihrerseits aber Risiken: aufgrund ihrer Größe und Komplexität und weil sich die Derivategeschäfte dort konzentrieren werden", sagte BaFin-Chef Elke König. Sie sieht die Gefahr, dass große Abwicklungsanstalten - wie Großbanken - bei einer Schieflage am Ende im Zweifel vom Staat gerettet werden müssen, um größere Verwerfungen an den Märkten zu verhindern. "Too big to fail ist auch hier ein Problem", betonte die BaFin-Chefin. (Reuters, DER STANDARD, 13.9.2012)