Bild nicht mehr verfügbar.

Herbert Haupt kämpft um seinen Obmann-Sessel

foto: reuters/foeger
Herbert Haupt ist ein Steher. Das muss er auch sein - als "Crashpilot" (Haupt über Haupt) mit Hang zum Schnellfahren. Elf veritable Autounfälle hat er gebaut, nach dem von 1981 war er klinisch tot und infizierte sich danach bei einer Bluttransfusion mit Hepatitis C. Fast genauso gefährlich war ein Tauchunfall, nach dem Haupt wiederbelebt werden musste. All das hat der bullige 55-jährige Kärntner genauso überstanden wie einen Luftröhreneingriff nach einem Tumor (unter dem seine Stimme noch manchmal leidet) - nun beweist Haupt seine Steherqualitäten auch politisch. Und wehrt sich standhaft, sich von Jörg Haider von der FPÖ-Spitze wegmobben zu lassen.

Immer Haider-loyal

Der offen ausgebrochene Machtkampf zwischen Haupt und Haider ist auch das Ende einer langjährigen engen Politfreundschaft. Jahrzehntelang war der Kärntner Tierarzt Haupt loyal zum Wahlkärntner Haider gestanden. Zur trendigen Buberlpartie gehörte der schrullige Haupt nie, uneitel wich er aber seit dem Parteitag 1986 nicht von Haiders Seite. Nie mit dem Drang in die erste Reihe - aber immer bereit einzuspringen, wenn die Partei oder Haider rief. Als Einziger erklärte er sofort nach Haiders "bin schon weg" seinen Rücktritt als Minister. Und selbst für den Kamikaze-Job, nach den Ausfällen von Haider (wegen angeblicher Bedrohung) und Mathias Reichhold (wegen Erkrankung) die FPÖ als Parteichef in die programmierte Wahlniederlage 2002 zu führen, stand er parat.

Die unerschütterliche Freundschaft zu Haider war es auch, die Haupt den bisher einzigen Bruch in seiner Politkarriere bescherte: 1994 mit großer Zustimmung von SPÖ und ÖVP zum Dritten Nationalratspräsidenten gewählt, verlor Haupt 1995 Sympathien und Amt wegen seiner Weigerung, sich von Haiders Hommage an die Waffen-SS in Krumpendorf zu distanzieren.

Dennoch behielt Haupt seinen Ruf als anerkannter Sozialexperte - zumindest so lange, bis er als Nachfolger von Elisabeth Sickl auch Sozialminister wurde. Eine Zeit lang rettete Haupt sein gesprudeltes sozialpolitisches Wissen - als die genuschelten Satzungetüme jedoch dechiffriert waren, fielen immer mehr Widersprüche in der detailverliebten Berieselung auf.

Und Flop reihte sich an Flop: Ambulanzgebühr, Unfallrentensteuer, der falsche Magistertitel für Ute Fabel, die monatelange Privilegiendiskussion um seinen alten Freund Reinhart Gaugg, die Männerabteilung im Frauenministerium. Die Präsentation des Erstentwurfs zur Pensionsreform, der von Haider abwärts als überbrutal abgelehnt wurde, war nur die letzte Station der Misserfolgsstory des Sozialministers Haupt.

Haupt selbst hatte vor der Wahl gemeint, der Vizekanzler sei "nicht seine Schuhgröße". Geworden ist er es trotzdem, genauso wie er nach wochenlangen Personaldebatten im Dezember Parteichef geblieben ist. Zumindest vorläufig. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2003)