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Nena (Bild) und Kim Wilde tischen aufgewärmte Suppe auf.

Foto: EPA/Tischler
Nostalgie ist der Süßstoff des Alters. Früher oder später macht man diese Erfahrung und die damit einhergehende Erinnerung erscheint nicht selten im Weichzeichner der Verklärung. Das "Wickie, Slime und Paiper"-Phänomen funktioniert ja auch dann am besten, wenn es als bloßer Erinnerungsanstoß dient. Denn, sein wir ehrlich, der erste Paiper, mit dem wir nach Jahren Zungenkontakt hatten, besaß jenen schalen Nachgeschmack, dem man seiner Erinnerung lieber nicht zugemutet hätte.

Apropos Zumutung: Auch wenn das hier nicht mehr als brandaktuell verkauft werden kann, aber nachdem es die deutschen Hitparaden immer noch verstopft, gehört einmal festgehalten, dass die aufgewärmte Suppe, die Nena und Kim Wilde als Anyplace, Anywhere, Anytime den Sehern auftischen, gerade in ihrer Video-Umsetzung zum Peinlichsten gehört, was Musiksender zu bieten haben.

Und das ist schon fast eine Kunst! Die beiden "80er-Ladies", wie sie auf Viva gerne genannt werden, belegen darin schaurig, was es heißt, schlecht beraten zu sein: Nena strampelt in einem auf reservegeil getrimmten Lederoutfit gegen ihre Würde, während Kim Wilde nachlässige Hausfrauen-Aerobic für Mittvierziger betreibt und auf Ausdrucksstark macht.

Der naiven Nettigkeit, die der Song durchaus hat, entzieht man damit den Boden. Man weiß gar nicht, was schlimmer ist: dieses Video oder der Umstand, dass sie damit - siehe Chartsplatzierung - immer noch locker durchkommen. (flu/DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2003)