Das übliche nahöstliche Paradoxon: Die israelischen "Liquidationen" von Aktivisten der Hamas haben deren Operativität bestimmt geschwächt - gleichzeitig aber ihr Potenzial durch eine allgemeine Radikalisierung der Palästinenser gestärkt.
Dabei war Scheich Ahmed Yassin nicht immer der große Feind: Dass Israel die Hamas "gemacht" hätte, um die PLO Yassir Arafats zu schwächen, ist eher eine Legende, aber zweifellos wurde es in Israel nicht ungern gesehen, als die Islamisten in den 70er-Jahren als ideologische Alternative zur Palästinensischen Befreiungsorganisation an Terrain gewannen. Yassins "Islamisches Zentrum" befasste sich damals ausschließlich mit sozialen Programmen und wurde von der PLO der Zusammenarbeit mit den "Zionisten" geziehen. Mitte der 90er-Jahre, während des Oslo-Friedensprozesses, war es dann Yassin, der diesen Vorwurf gegen Arafat erhob.
Yassin, Vater von elf Kindern, war 1984 in den Kampf gegen Israel eingestiegen, 1987 hatte er die Hamas in die Intifada geführt, 1989 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. 1997 ließ ihn Israel nach starkem US-Druck frei: Mossad-Agenten hatten versucht, auf offener Straße in Amman einen Palästinenser umzubringen, und ein verärgerter jordanischer König Hussein - immerhin hatte er einen Friedensvertrag mit Israel - erzwang einen Gefangenenaustausch, zur Beschwichtigung der eigenen Islamisten. In Israel tröstete man sich damit, dass es die Radikalität nur weiter angefacht hätte, wenn der hinfällige Yassin in der Haft verstorben wäre.