Jakarta - Acht Monate nach den Terroranschlägen von Bali hat die indonesische Polizei einen der Hauptverdächtigen für das Attentat verhaftet. Der Fernsehsender SCTV meldete, der 35-jährige Idris sei bereits vor zwei Wochen in Medan auf Sumatra gefasst worden. Idris gilt als Stellvertreter von Imam Samudra, dem mutmaßlichen Drahtzieher der Bombenanschläge auf zwei Nachtklubs, bei denen am 12. Oktober vergangenen Jahres 202 Menschen ums Leben kamen. Die meisten Opfer waren ausländische Touristen.

Idris soll nach Darstellung der Staatsanwaltschaft ein Fluchtfahrzeug besorgt sowie sich um die Finanzierung und die Unterkunft der Attentäter gekümmert haben. Er war seit den Anschlägen auf der Flucht. Der Polizeichef von Bali, Mangku Pastika, sagte am Montag, Idris sei zusammen mit weiteren Verdächtigen am 12. Juni in Medan verhaftet worden. Er sei geständig hinsichtlich seiner Rolle bei den Anschlägen auf Bali.

Pastika bezeichnete die Verhaftung als "sehr wichtig". Idris wird vorgeworfen, der islamistischen Gruppe Jemaa Islamiya anzugehören, die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida haben soll. Laut Pastika war er an einem Banküberfall in Medan beteiligt. Das erbeutete Geld sei zur Finanzierung einer "künftigen Operation" gedacht gewesen.

Todesstrafe gefordert

Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft in Bali im Schlussplädoyer die Todesstrafe für den ersten inhaftierten Verdächtigen in der Causa gefordert: Der Mann namens Amrozi solle wegen Verschwörung, der Organisation und Durchführung terroristischer Anschläge verurteilt werden. Der Angeklagte lächelte, als der Antrag der Staatsanwaltschaft vorgelesen wurde. Während des Prozesses hatte er wiederholt erklärt, er sei stolz darauf, dass so viele Weiße bei der Detonation umgekommen seien.

Der 40-jährige Mechaniker aus Java hatte einen Minibus nach Bali gebracht, der dort zu einer rollenden Bombe umgebaut wurde.

Als Amrozi aus dem Gerichtssaal geführt wurde, kam es zu Tumulten. David Stewart, ein Hinterbliebener eines australischen Opfers, rief dem Angeklagten zu: "Amrozi, du wirst sicher sterben!" Bis zum 14. Juli haben Amrozis Anwälte Zeit, dem Antrag der Staatsanwaltschaft zu begegnen. (AFP, Reuters, DER STANDARD, Print, 01.07.2003)