Das Medien-Camp am Wiener Karlsplatz

Foto: Public Netbase

Ricardo Dominguez am Eröffnungsabend (27. Juni), er ist Mitbegründer des "Electronic Disturbance Theater" (EDT), das 1998 aus Solidarität mit der zapatistischen Bewegung in Chiapas, Mexiko, weltweit elektronische Formen des zivilen Ungehorsams durchgeführt hat.

Foto: Public Netbase
Am 27. Juni wurde am Karlsplatz ein Camp der freien Medien errichtet, die Initiatoren des Projekts - Malmoe, Public Netbase, IG Kultur Wien, Radio Orange 94.0 und Public Voice Lab - verstehen dieses Vorgehen als kultur- und medienpolitische Landnahme, das Mediencamp "will als lebendige Plattform einer unabhängigen kulturellen und medialen Praxis den Karlsplatz in den Mittelpunkt einer neuen Protestbewegung rücken", so die Veranstalter.

Das Camp soll der Öffentlichkeit ins Bewusstsein rufen, dass die Grundvoraussetzungen der freien Medien, allen voran Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, massiv in Frage gestellt sind. Damit sei auch die Offenheit in Zugang, Partizipation und Vielfalt gefährdet.

Die Beweggründe

Andreas Ramstorfer: "Die Verhandlungen über die Basisfianzierung von Radio Orange dauerten 18 Monate und wurden seitens der Stadt kommentarlos abgebrochen. Seither will sie von den Konzepten nichts mehr wissen. Absehbar sind statt dessen Konstrukte, die die Eigenständigkeit von Radio Orange wie auch anderer freier Medien in Wien in Frage stellen. Wir fordern eine Absicherung der finanziellen und politischen Unabhängigkeit durch gesetzliche Rahmenbedingungen."

Alf Altendorf: "Community-TV ist keine Magistratsabteilung: Ein unabhängiger Träger für ein offenes Programm!"

Konrad Becker: "Die Stadt Wien ist bis heute schuldig geblieben, gegen die Berlusconisierung der Kultur- und Medienpolitik der Bundesregierung deutliche Akzente zu setzen. Die Verantwortlichen sind gefordert, die wichtigsten Grundlagen einer Netzwerkdemokratie für das Informationszeitalter sicherzustellen."

Roland Alton-Scheidl: "Die Vermittlung echter Medienkompetenz erfordert Freiräume jenseits von Klingeltönen und Photoshopkursen. Selbstverwaltetete Medienräume sind demokratiepolitisch wichtig. Sie bilden für nicht marktfähige Minderheiten ein wichtiges Sprachrohr. Die Medienkooperative Public Voice Lab entwickelt Open Source Software in diesem Bereich, ohne je einen Cent Landesförderung dafür erhalten zu haben." (red)