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Rassistischer Sprachgebrauch wird oft nicht als solcher wahrgenommen. Gerade bei sogenannten harmlosen Alltagsausdrücken wird die politische Dimension übersehen.
Foto: APA/dpa/Rainer Jensen

"Einen kleinen Mokka, bitte", gebe ich meine übliche Bestellung in einem Wiener Kaffeehaus auf. Der wird auch prompt serviert, leider mit der wahrscheinlich unbewussten und nett gemeinten Bemerkung des Obers "A klana Schwoaza für die Dame, bitt' schen".

Eine durchaus übliche österreichische Bezeichnung dieser "kleine Schwarze" oder "große Schwarze" für schwarzen Kaffee, die in allen Getränkekarten dieses Landes zu finden ist. Und folglich für die meisten KaffeegenießerInnen auch korrekt, denn Anstoß nehmen sie an diesem Begriff nicht. Politisch korrekt sind diese Termini dadurch, dass sie traditionell Usus sind, noch lange nicht. Und es verwundert nicht, wenn sich bei sprachsensiblen Personen rassistische Assoziationen auftun.

Mit der Verwendung des Wortes "Mokka" wäre das Rassismus-Dilemma gelöst, denn speziell in Wien wird es allgemein verstanden, und dort, wo dies nicht der Fall ist, könnte zur Vermeidung von Missverständnissen "Kaffee ohne Milch" bestellt werden. Oder der internationale "Espresso". (Gleiches gilt für den "kleinen Braunen" und den "großen Braunen".)

Das Wort "Schwarz" ist politisch zu diffizil, differenziert, kompliziert und umstritten, was seine Geschichte der ideologischen Zuordnung betrifft, um es derart unreflektiert auf Dinge, Genuss- und Lebensmittel u.v.m. anzuwenden. Ein weiterer Schwarz-Rassismus-Klassiker ist der "Mohr im Hemd", eine schokoladige Mehlspeise mit Schlagobers, die/der von Weißen sehr gerne verzehrt wird. Frau/man stelle sich anstelle der berühmten "Birne im Schlafrock" einen "Österreicher im Schlafrock" zum Verschlingen vor, und das genussvoll. Bei Nahrungsmitteln ist solcher diskriminierender Beispiele kein Ende, wie wir am "Negerbrot", den "Negerküsschen", den "Russen im Glas" etc. sehen.

Vorzugsweise in Wien wird das Fahren ohne Fahrschein in öffentlichen Verkehrsmitteln als "Schwarzfahren" bezeichnet. Und das ist illegal. Genauso das "Schwarzsehen" für Fernsehen ohne GIS-Gebühren zu bezahlen. Und die "Schwarzfärberei" ist auch so ein negativer Begriff im Gegensatz zur "Schönfärberei". Das Schwarz-Attribut als rassistischer Begriff und als Bezeichnung für Illegalität, Negativität, Verbotenes und Strafbares? Ein politisch korrekter sensibler Umgang mit Sprache wäre wünschenswert. (dabu)