Gut ein Jahr lang wird das interessierte Publikum also auf die Fortsetzung des viel versprechenden Romananfangs warten müssen - und kann sich unterdessen mit einem anderen Buch vertrösten: Pareis vor vier Jahren erschienenem Romandebüt "Die Schattenboxerin", das eine junge, nach einer Vergewaltigung vereinsamte Frau durch die Brachflächen des Berlin der Wendezeit begleitet.
In beiden Texten Pareis ist die hohe Konzentration spürbar, mit der die 1967 in Frankfurt am Main geborene Autorin sich auf ihre Figuren und die Schauplätze einlässt, an denen sie sich bewegen. So gibt es denn von Parei auch keine Texte in Anthologien zu lesen, auch keine lukrativen journalistischen Nebenprodukte ihrer künstlerischen Arbeit - und das, obwohl sie bereits 1997 beschloss, sich als freie Schriftstellerin zu versuchen. Der Erfolg ihrer Texte scheint ihr Recht zu geben. "Die Schattenboxerin" wurde in sechs Sprachen übersetzt, darunter zur Freude der studierten Sinologin auch in die chinesische; zehn Filmproduktionsfirmen bewarben sich um die Rechte; Schüler analysieren den Roman im Unterricht; die renommierte SWF-Bestenliste der Kritiker (Vorbild der neuen ORF-Bestenliste) platzierte das Buch auf Platz eins.
Wie ihre erste Protagonistin lebt übrigens auch Inka Parei - der Name ist eine Eindeutschung aus dem Französischen hugenottischer Vorfahren - seit 1987 in Berlin, wo sie neben der Sinologie Germanistik und Politologie studierte und sich heute als verheiratete Mutter eines elfjährigen Sohnes auf Lebensläufe konzentriert, deren Schicksal sich abseits aller Aufgeregtheiten der deutschen Verwertungsgesellschaft im Grau eines deregulierten Alltags zu verlieren scheinen.