Am Anfang war das Word. Als Bill Gates sah, dass es gut war, fügte er dem Word nach und nach weitere Programme seiner Schöpfung hinzu: Tabellenkalkulation Excel, Powerpoint-Präsentationen – bis irgendwann aus Word Office wurde, das seither mit einem Marktanteil von über 80 Prozent über das PC-Universum herrscht.

Zeit für ein Upgrade?

Aber wie überzeugt man Kunden, die meist vier Fünftel der reichhaltigen Features ohnedies nicht verwenden, dass es Zeit ist für ein Upgrade? Nicht durch weitere ungenutzte Features, das haben auch die Entwickler in Redmond verstanden. Sondern dadurch, dass man den Office-Einzelarbeitsplatz zum Netzwerk-Office wandelt.

Mehrwert

"Das System soll dem Benutzer einen Mehrwert bringen", sagt Microsoft-Produktmanager Jan Mieth bei einer Präsentation des geplanten neuen Release für den STANDARD. Denn derzeit gebe es, aufgrund der Einzelplatzorientierung von Office, eine Art "Sollbruchstelle": "Es muss immer von einem Bereich in einen anderen quasi händisch eingefüttert werden", erklärt Mieth, "wie zum Beispiel die Wiederholung von Formulardaten".

"Zum Produktivitätsgewinn für das Unternehmen"

Die wesentliche Änderung sei darum die Hinwendung vom "persönlichen Produktivitätsgewinn zum Produktivitätsgewinn für das Unternehmen". Office 2003 soll System bekommen: Denn nur zusammen mit dem bereits erhältlichen Server 2003 wird aus diesen Teilen ein Ganzes. Microsoft, dessen Karriere damit begann, die Unternehmens-EDV durch Einzel-PCs zu unterlaufen, landet so endgültig bei der Unternehmens-EDV.

XML

Das zentrale Bindeglied für die einzelnen Bausteine dieses "Ökosystems", wie Microsoft das Ganze liebevoll nennt, ist XML, die Datensprache des Internet. XML ermöglicht es, Informationen zu interpretieren – was ein Name ist, was eine Telefonnummer ist, was eine Artikel-Bestellnummer usw. Für den Benutzer soll das "Frontend" gleich bleiben, wie eine Reisekostenabrechnung per Excel-Tabelle – für die Buchhaltung ist es jedoch bereits ein Buchhaltungssatz.

"Info Path"-

Solche Schnittstellen konnten bisher nur in aufwändiger Einzelprogrammierung erstellt werden, jetzt sind sie als "Info Path" im Office System 2003 integriert. "Power User" können das selbst einrichten, zum Beispiel ein Urlaubsformular, das automatisch weiß, wie viel Urlaub noch zur Verfügung steht.

Office 2003 setzt mindestens Windows 2000 voraus

Weil es aber ganz ohne Features nicht geht, gibt es auch ein neues Programm: "One Note", eine Art Notizblock, auf dem mit Tasteneingabe an jeder Stelle des weißen Blattes (der Bildschirm) geschrieben, eingefügt oder auch ein Diktat aufgenommen werden kann. Auf die Art und Weise können Ergebnisse einer Internetrecherche laufend gesammelt und später verwertet werden; auch die URL-Adresse bleibe bei einzelnen Clips erhalten. Office 2003 setzt mindestens Windows 2000 voraus; manches, wie das Digital Rights Management (das die Berechtigung für Dokumente und E-Mails managet) braucht den Server 2003. Im Spätherbst soll das neue Office auf den Markt kommen. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, Dienstag, 1. Juli 2003)