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Rauch steigt aus der US-Botschaft in Khartum auf.

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Demonstranten trampeln auf dem deutschen Botschaftswappen herum.

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Angriff auf die deutsche Botschaft in Khartum.

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Sicherheitskräfte hielten Demonstranten vor der US-Botschaft in Khartum anfangs noch in Schach.

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Demonstranten in Khartum.

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Khartum - Die Wut über den Mohammed-Schmähfilm ist am Freitag in vielen islamischen Ländern eskaliert. In der sudanesischen Hauptstadt Khartum stürmte ein wütender Mob die deutsche Botschaft, zerschlug Fenster sowie Mobiliar und legte Feuer. Die Polizei griff kaum ein. Auch in die US-Vertretung drangen aufgebrachte Demonstranten ein, weswegen das Pentagon zusätzliche Soldaten zum Schutz der Botschaft nach Khartum schickte. Drei Menschen starben bei Auseinandersetzungen mit der Polizei. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte die Angriffe.

In Tunis gelang es der Polizei trotz des Einsatzes von Schusswaffen und Tränengas nicht, Hunderte Menschen nach den Freitagsgebeten davon abzuhalten, in die US-Botschaft einzudringen und zu randalieren. Mindestens drei Personen starben nach staatlichen Angaben. An der amerikanischen Schule in der tunesischen Hauptstadt wurde Feuer gelegt, Unterricht fand zu dem Zeitpunkt allerdings nicht statt. In Kairo wurde Sicherheitskreisen zufolge ein Demonstrant bei Zusammenstößen mit der Polizei in der Nähe der dortigen US-Botschaft getötet. In der nordlibanesischen Stadt Tripoli starb ein Mann nach Angaben aus Sicherheitskreisen, als Demonstranten versuchten, ein Regierungsgebäude zu stürmen. Auch im Jemen, in Afghanistan, Malaysia, Bangladesch, Pakistan, im Iran und im Irak gingen Menschen wegen des Films, in dem der Prophet Mohammed als Kinderschänder, Schürzenjäger und Homosexueller geschmäht wird, auf die Straßen.

Die Proteste richten sich in erster Linie gegen die USA, weil der Film dort entstanden ist. Deutschland geriet ins Visier, weil der Regierung in Berlin vorgeworfen worden war, sie habe Demonstrationen von Rechtsextremisten mit Mohammed-Karikaturen zugelassen. Außerdem wurde gerügt, dass die deutsche Kanzlerin Angela Merkel 2010 den dänischen Künstler ehrte, der fünf Jahre zuvor die Mohammed-Karikaturen gezeichnet hatte. Bei dem Sturm auf die deutsche Botschaft in Khartum rissen Demonstranten das deutsche Botschaftswappen herunter und trampelten darauf herum. Die Angreifer hissten ein islamisches schwarzes Banner mit der weißen Aufschrift "Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet".

"Die Vereinigten Staaten werden niemals zurückweichen"

Die Ausschreitungen in islamischen Ländern halten seit Tagen an. Am Dienstag wurden zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 bei einem Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Benghazi der amerikanische Botschafter und drei Mitarbeiter getötet. Präsident Barack Obama entsandte daraufhin zwei Zerstörer vor die Küste des Landes. "Die Vereinigten Staaten werden niemals zurückweichen", sagte er am Freitag auf einer Trauerzeremonie zu Ehren der getöteten Diplomaten. Außenministerin Hillary Clinton rief die Menschen in den arabischen Ländern dazu auf, die Sicherheit wieder herzustellen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. "Die Völker Ägyptens, Libyens, des Jemen und Tunesiens haben die Tyrannei eines Diktators nicht gegen die Tyrannei eines Mobs eingetauscht", sagte sie.

US-Vizepräsident Joe Biden forderte in einem Telefongespräch mit seinem sudanesischen Amtskollegen Ali Osman Taha, die Sicherheit der Botschaft in Khartum zu gewährleisten. Zugleich gab das US-Verteidigungsministerium bekannt, dass Marinesoldaten in die sudanesische Hauptstadt geschickt werden.

Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte die Angriffe auf westliche Botschaften in einer von seinem derzeitigen Vorsitzenden Peter Wittig verlesenen Erklärung. "Wir sind in tiefer Sorge wegen dieser Angriffe. Der Sinn diplomatischer Vertretungen ist friedlicher Natur, weil sie der besseren Verständigung dienen", betonte der deutsche UNO-Botschafter. Es gebe keinerlei Rechtfertigung für die Angriffe, "egal von wem, wann und aus welchen Motiven". Die Regierungen seien zum Schutz diplomatischer Vertretungen verpflichtet, betonte Wittig.

Google lehnt Sperre des Videos ab

Der Internetkonzern Google lehnte es unterdessen ab, den 13-minütigen Film von der Videoplattform Youtube zu nehmen. Google hatte sich entschlossen, das Video nur in Ägypten und Libyen zu blockieren, ansonsten aber online zu lassen, teilte das Unternehmen am Freitagabend (Ortszeit) mit. Das US-Präsidialamt hatte Google aufgefordert, eine Sperre des Films wegen Verletzung der Youtube-Nutzungsbedingungen zu prüfen.

Eine US-Justizbehörde nahm indes Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Produzenten des Films auf. Der 55-Jährige soll gegen Bewährungsauflagen verstoßen haben, sagte eine Gerichtssprecherin in Los Angeles. Der Mann durfte nach einer Gefängnisstrafe wegen Bankbetrugs noch fünf weitere Jahre das Internet nicht nutzen. Auch eine Namensänderung sei ihm untersagt gewesen. Der in einem Vorort von Los Angeles lebende Mann soll den Film unter dem Pseudonym "Sam Bacile" veröffentlicht haben. (APA/Reuters/dpa, 15.9.2012)