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Anfang September legten die Lufthansa-Flugbegleiter mit einem ganztägigen und stundenweisen Streik den Flugverkehr lahm. Ihre Forderung nach Verzicht auf Leiharbeiter wurde erfüllt.

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Wien - Kunden der Lufthansa-Gruppe, samt deren Töchtern Austrian und Swiss, müssen für Langstreckenflüge ab sofort deutlich mehr bezahlen. Mit dem Argument "allgemeiner Kostensteigerungen" werden die Ticketpreise um 20, 30 und 60 Euro in der Eco- und Business-Class erhöht. Wer First Class bei Lufthansa und Swiss fliegt, zahlt um bis zu 150 Euro mehr.

Wie die AUA auf Anfrage des STANDARD bestätigte, verteuern sich die Nordamerika-Flüge in der Eco um 30 Euro, in der Business- Class um 60 Euro (jeweils pro Ticket). Flüge nach Bangkok, Delhi, Peking und Tokio kosten in der Eco um 20 Euro mehr, wer Business fliegt, muss 60 Euro pro Ticket mehr bezahlen.

Interessant ist, dass die Flüge von Wien nach Dubai nur in der Business-Class um 60 Euro teurer werden. Die Eco bleibt unverändert. Offiziell gibt es dafür keine Begründung. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die AUA in der Eco preislich mit dem Konkurrenten Emirates mithalten will. Emirates hat die Preiserhöhungen per 20. September bereits am 7. September kommuniziert. Die Airline aus Dubai erhöht in der Eco lediglich den Treibstoffzuschlag um acht Euro und in der Business-Class um 52 Euro (pro Ticket).

Ausnahmen

Bei der Lufthansa und der Swiss sind die Aufschläge ident. Ausgenommen von den Preiserhöhungen sind bei den Deutschen Flüge von und nach Japan sowie die Verbindungen nach China und Hongkong in der Economy-Class.

Die Lufthansa hatte zuletzt ihre Preise im März 2012 erhöht, damals für alle Strecken. Die AUA hat zuletzt im April die Europaflüge um zehn Euro angehoben. Die Eco-Langstrecke wurde im April auch um 20 Euro teurer und die Business-Class um 60 Euro. Im August bezifferte der AUA-Vorstand die Mehrbelastungen durch Treibstoff und Gebühren mit 69 Mio. Euro gegenüber dem Halbjahr 2011.

Spannend dürfte die heutige Aufsichtsratssitzung der Lufthansa werden, wo Konzernchef Christoph Franz die Pläne des Vorstands zur Gründung einer Billig-Airline-Tochter mit dem Arbeitstitel "Direct4U" präsentiert. Diese soll das Fluggeschäft abseits der großen Drehkreuze Frankfurt und München (etwa Berlin, Hamburg und Düsseldorf) abwickeln.

Die neue Fluglinie soll eventuell gemeinsam mit Germanwings um bis zu 40 Prozent niedrigere Kosten haben als die Lufthansa. In diese neue Tochter dürfte die Lufthansa auch jene Leiharbeiter integrieren, die derzeit ab Berlin fliegen. Das Versprechen, die Leiharbeiter in den Lufthansa-Konzern zu integrieren, war eine Voraussetzung für das Ende des jüngsten Streiks.

Mit einer Billig-Airline will Lufthansa Low-Cost-Carriern wie Ryanair oder Easyjet Paroli bieten. Die Wirtschaftswoche zitierte jüngst nicht genannte Gewerkschafter mit der Erwartung, dass Franz den Mitarbeitern "kaum akzeptable Opfer abfordern" werde. Eine neue Billigflugtochter mit schlechteren Tarifbedingungen gehört auch zu Konfliktpunkten im Streit zwischen der Lufthansa und ihren Flugbegleitern. Beide Seiten hatten sich zuletzt auf eine Schlichtung geeinigt und wollen zudem parallel über weitere Fragen der tariflichen Zukunft bei der Lufthansa verhandeln.

Bei einer AUA-internen Umfrage wurde übrigens der Begriff "Mitarbeiter-Wertschätzung" am häufigsten angeklickt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 19.9.2012)