Ken Duken als Fotograf Felix kontaktiert nach einem Unfall über Webcam und Social Media etwa seine Jugendliebe. Die Chatpassagen sind praktisch live aufgenommen, sagt Duken.

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Am Mittwoch startet TNT Serie seine erste für den deutschsprachigen Raum produzierte Serie auf Sky. In "Add a Friend" kommunizieren sechs Menschen nur über Social Media - Ken Duken als Felix nach einem Unfall aus dem Spital. Ihn befragte Doris Priesching.

STANDARD: In "Add a Friend" spielen Sie einen Spitalspatienten, der über Laptop mit der Außenwelt kommuniziert. Wie ist das, eine ganze Serie liegend zu spielen?

Duken: Ich liege tatsächlich 80 Prozent der Serie im Bett. Das ist eine Herausforderung, wenn man als Schauspieler so reduziert arbeitet und dabei gleichzeitig als Spielball für die anderen fungiert.

STANDARD: Wie haben Sie sich beholfen: Mimik oder Stimme?

Duken: Ich schätze den Ton. Über Stimme und Stimmlage drücken sich eine Menge an Emotionen aus. Mir gefiel an der Rolle "Felix", dass er ans Bett gefesselt ist, den Zugriffen seiner Freunde und Familie ausgesetzt ist und trotzdem nicht in Selbstmitleid verfällt, sondern mit Sarkasmus und Witz an die Sache herangeht.

STANDARD: "Add a Friend" ist die erste eigenproduzierte Serie im Angebot des deutschen Abo-TV Sky, der sich selbst als Premiumsender definiert. Haben Sie beim Drehen etwas vom Premiumcharakter bemerkt?

Duken: Das habe ich schon beim Lesen des Drehbuchs. Serien sind sonst nicht unbedingt in meinem Menüplan, weil man oft vor dem Problem steht, dass man sich ab einem bestimmten Punkt nicht weiterentwickelt und sich wiederholt. In diesem Format hingegen, wo Figur und Geschichte über zehn Folgen hinweg immer weitere Erzählbögen spannen, ist das anders.

STANDARD: Was ist das Besondere?

Duken: Sehr vieles dieser Serie ist live gespielt. Ich habe mit meinen Kollegen wirklich per Google+ kommuniziert und sie nur über den Monitor des Laptops gesehen. Dass man da sehr dialoglastig und politisch unkorrekt sein kann, ohne dass fünf Redakteure des Senders sofort Angst bekommen, dass sie die Zuschauer nicht erreichen, das hat Spaß gemacht. Hier wurden keine Kompromisse gemacht.

STANDARD: Glauben Sie, dass diese technische Finesse das Publikum interessiert, geschweige denn überhaupt bemerkt?

Duken: Wäre schade, wenn es das nicht gäbe. Allerdings mache ich Filme nicht für ein Zielgruppenpublikum, sondern ich versuche die Filme zu machen, die mich selbst interessieren, weil ich glaube, dass eine solche Einstellung am ehrlichsten ist. Wenn es andere Leute interessiert, dann freut mich das. Natürlich habe ich auch schon Filme gemacht, nach denen ich sagte: Schade, das ist nicht ganz so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber ich habe mich noch nie auf etwas eingelassen, wo ich von vornherein wusste, es gefällt mir nicht.

STANDARD: US-Kabelsender punkten bei Serien mit Qualität und Anspruch, aber auch mit deftigerer Anmutung. Verfährt TNT Serie ähnlich?

Duken: In Europa herrschen andere Voraussetzungen als in den USA. Die freien US-Sender erlauben nicht einmal, wenn jemand "fuck" sagt. Wenn man sich im Bezahlfernsehen mehr traut, dann gibt es vom Publikum eine große Bereitschaft, da mitzugehen. Das deutsche Fernsehen ist da sehr viel liberaler. Dennoch sind wir an bestimmte Vorgaben gebunden. Allein schon zehn Folgen einer stringenten Geschichte zu erzählen erschien manchen Sendern sehr gewagt.

STANDARD: Deutschsprachigen Fernsehfilmen wird oft Dialogschwäche vorgeworfen. Ändert sich das mit "Add a Friend"?

Duken: Ich würde das so nicht unterschreiben. Besonders österreichische Filme haben so großartige Dialoge, wenn sie den Slang benutzen. Aber es ist auch eine Frage des Personals. In den USA gibt es bei vielen Serien für jede einzelne Figur einen Dialogschreiber, und hier schreibt ein Autor alles. Natürlich sind da Dialoge von den deutschen Filmemachern nicht in den Vordergrund gerückt, sondern es geht um den Inhalt der Geschichte. Oft wird aber auch der Zuschauer für unmündig erklärt und gesagt, das interessiert ihn nicht. Die guten Programme werden dann ins Nachtprogramm verräumt.

STANDARD: Welche Serien sehen Sie?

Duken: Ich schaue Serien meist auf DVD, und da sind es viele. Zuletzt sah ich Spartacus. Ich weiß offen gestanden noch immer nicht, was ich davon halten soll. Gewaltig, sag' ich mal. (Doris Priesching, DER STANDARD, 19.9.2012)