Wien - In der Debatte um eine Neugestaltung des Ethikunterrichts an Schulen wollen sich künftig die Laizisten stärker zu Wort melden. Die Hauptforderungen der am Mittwoch erstmals präsentierten überparteilichen Plattform "Ethik für alle": Ethikunterricht muss für alle Schüler verpflichtend, gegenüber allen Religionen äquidistant sein, und das Fach muss durch eigens in Ethik ausgebildete Pädagogen und nicht durch Religionslehrer unterrichtet werden. "Ich bin für Nachdenken statt Nachbeten", so Heinz Oberhummer, Astrophysiker und Obmann der "Initiative Religion ist Privatsache", bei einer Pressekonferenz.

Hintergrund der Aktivitäten der Plattform: Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) hat angekündigt, bis Ende des Jahres ein Konzept für Ethikunterricht für alle Schüler zu entwickeln. Die Plattform will in dieser Sache künftig Druck machen und erwartet einen "recht heißen Herbst". Anliegen der Plattform ist die Einführung eines Fachs Ethik, "das diesen Namen auch verdient", wie Oberhummer betont.

Diskriminierung von Frauen oder Homosexuellen

Er wehrt sich vor allem gegen die Darstellung von VP-Vorfeldorganisationen, wonach im Religionsunterricht ohnehin bereits ethische Fragen behandelt würden und Ethik für alle daher nicht notwendig sei. Religiöse Ethik könne allerdings kein Ersatz für ein Fach Ethik sein, wie es der Plattform vorschwebt. Diese sei völlig überholt, meinte Oberhummer und verwies etwa auf die Diskriminierung von Frauen oder Homosexuellen.

Der Besuch von Ethikunterricht dürfe keine "Strafe" für jene Schüler sein, die sich vom Religionsunterricht abmelden, sondern müsse für alle ein Pflichtfach werden - und zwar auch an konfessionellen Privatschulen, die immerhin vom Bund mitfinanziert würden, so Oberhummer. Gleichzeitig müsse Religion an den Schulen als Pflichtfach abgeschafft und nur noch als Freifach angeboten werden, forderte Tatjana Gabrielli von der SP-nahen Aktion Kritischer Schüler (AKS).

Religionen "weltanschaulich neutral"

"Wir leben in einer Gesellschaft der zunehmenden Entsolidarisierung", meinte Jürgen Wutzlhofer von den Kinderfreunden. Umso wichtiger sei es, dass an den Schulen im Fach Ethik Werte wie Solidarität oder Zivilcourage vermittelt werden. Auch für Nikolaus Scherak, den Bundesvorsitzenden der Jungen Liberalen (JuLis), geht es bei Ethik um andere und mehr Fragen als im Religionsunterricht. Aus seiner Sicht müsse ein Fach Ethik philosophische Themen ebenso behandeln wie Menschenrechte. Religionen sollen im Fach Ethik ebenfalls vorkommen, sind sich die Proponenten der Plattform einig - allerdings "weltanschaulich neutral" und, wie Oberhummer ergänzt, aus wissenschaftlicher Perspektive.

Der Plattform gehören neben der "Initiative Religion ist Privatsache", AKS, Kinderfreunden und den JuLis auch Grünen-Bildungssprecher Harald Walser, der Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ), die Bildungssprecherin der Tiroler SPÖ, Elisabeth Blanik, und die "Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien" an. Unterstützung gibt es auch vom ehemaligen Grazer Philosophieprofessor Gerhard Streminger. (APA)