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Arbeitslose fühlen sich unter Menschen mit gleichem Schicksal nicht wohler.

Foto: AP/Thomas Kienzle

Eine Erhebung des Sozioökonomischen Panels (SOEP) widmet sich der emotionalen Verfassung von Langzeitarbeitslosen. Dabei wird vor allem die Wirkung des Umfeldes auf die Seele beleuchtet. Menschen ohne Job, die in wirtschaftlich schwachen, von einer hohen Arbeitslosigkeit geprägten Regionen Ostdeutschlands leben, sind genauso unglücklich wie Betroffene, die in wohlhabenderen Regionen in Süddeutschland ihren Job verlieren. Derselbe Sachverhalt lässt sich für Regionen in der Schweiz beobachten. "Unsere Studie widerlegt die unter Ökonomen vorherrschende Ansicht, dass Menschen weniger unter Arbeitslosigkeit leiden, wenn sie dieses Schicksal mit vielen anderen teilen", sagt Soziologe Daniel Oesch, der die Studie zusammen mit Oliver Lipps vom Swiss Centre of Expertise in Social Sciences (FORS) erstellt hat.

Studie erinnert an Marienthal

Bereits Anfang der 30er Jahre beleuchtete die bekannte Marienthal-Studie die resignative Wirkung von Langzeitarbeitslosigkeit. Die ehemalige Arbeitersiedlung Marienthal in Gramatneusiedl litt unter dem Niedergang der Textilindustrie.

Arbeitslosigkeit schmerzt - stärker als vermutet

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie betrifft den Grad der Unzufriedenheit. Daniel Oesch, Soziologe und Studien-Leiter, meint dazu in einer Aussendung: "Wer seinen Job verliert, leidet mehr als doppelt so stark wie ein Mensch, der seinen Partner verliert - und zwar unabhängig davon, ob viele oder wenige Menschen in der näheren Umgebung arbeitslos sind." Die Erhebung spiegelt auf einer Skala von Null bis zehn die Zufriedenheit der rund 30.000 Befragten mit ihrem Leben wider. Die Interviewten sind zwischen zwischen 20 und 65 Jahre alt. 

Schlüsse folgen aus der aufwändigen Studie

Fazit: Die Wissenschaftler fordern eine effizientere Arbeitsvermittlung sowie Qualifizierungsprogramme für Langzeitarbeitslose. Die Daten wurden zwischen 1984 und 2010 im SOEP erhoben. Darüber hinaus werteten die Schweizer Forscher die Zahlen von 8.774 Befragten des Swiss Household Panel aus, die zwischen 2000 und 2010 erfasst wurden. Das Forschungsvorhaben wurde vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin in Auftrag gegeben und online in der renommierten Fachzeitschrift "European Sociological Review" veröffentlicht. Die Universität Lausanne kooperierte für diese Studie mit dem Swiss Centre of Expertise in Social Sciences. (red, derStandard.at, 24.9.2012)