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Dieses bekömmlich aussehende Produkt der Gentechnologie hat laut einer aktuellen Studie vielleicht doch seine Schattenseiten - die Forschungsergebnisse sind allerdings umstritten.
Caen/Wien - Eine Untersuchung über die Folgen von gentechnisch verändertem Mais auf Ratten hat eine Diskussion über die Zulassung von Gentechnik-Pflanzen in der EU ausgelöst. Einer am Mittwoch veröffentlichten Studie französischer Forscher zufolge sterben mit Gentechnik-Mais gefütterte Ratten jünger und erkranken deutlich häufiger an Krebs als Tiere, die herkömmliche Nahrung erhalten.
Der Erstautor der in der Fachzeitschrift "Food and Chemical Toxicology" veröffentlichten Studie, Gilles-Eric Séralini von der Universität Caen, nannte seine Forschungsergebnisse alarmierend. Die Arbeitsgruppe des Experten für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Nahrungsmitteln beobachteten 200 Ratten über einen Zeitraum von zwei Jahren.
Eine Gruppe von Nagern wurde mit unbehandeltem Gentechnik-Mais der Sorte NK603 gefüttert. Der Mais des US-Agrarriesen Monsanto ist in der EU nicht zum Anbau, jedoch zur Verwendung in Tierfutter und Lebensmitteln zugelassen. Eine zweite Tiergruppe erhielt NK603-Mais, der zuvor mit dem Pestizid Roundup behandelt wurde. Eine dritte Gruppe erhielt herkömmlichen Mais, der ebenfalls mit Roundup besprüht wurde.
Das Ergebnis der Studie, die am Mittwoch unter etwas seltsamen Umständen präsentiert wurden (Journalisten durften vorab keine Meinungen anderer Experten einholen): Die mit Gentechnik-Mais gefütterten Ratten starben deutlich früher, konkret 50 Prozent der männlichen und 70 Prozent der weiblichen Tiere, verglichen mit nur 30 und 20 Prozent der "natürlichen" Kontrollgruppe. Todesursachen waren Brustkrebs, Leber und Nierenschäden.
Gentechnisch veränderte Pflanzen wurden bisher in der Regel lediglich über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen getestet. Die EU-Kommission beauftragte deshalb die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) damit, die Ergebnisse der neuen Studie zu prüfen.
Vom STANDARD befragte Experten zeigten sich zurückhaltend: Molekularbiologin Andrea Barta von den Max F. Perutz Labs (MFPL) in Wien verwies auf die geringe Anzahl der Ratten, die keine statistisch eindeutigen Ergebnisse zuließe. Für ihren Kollegen Erwin Heberle-Bors reiht sich die Studie "in die lange Liste an Berichten ein, in denen eine gesundheitliche Gefährdung durch den Konsum von GVOs behauptet, aber nicht wirklich bewiesen wird".
Er sei offen für jede neue Erkenntnis, bleibe aber so lange skeptisch, bis sie unabhängig reproduziert wurde. Bemerkenswert an der Studie von Séralini findet Heberle-Bors jedenfalls, dass Ratten, die Mais aßen, der nicht gentechnisch verändert war, zu 30 Prozent Krebs bekamen. Heberle-Bors' vorläufige, trockene Conclusio: "Vielleicht sollten wir überhaupt aufhören, Mais zu essen." (tasch, APA/DER STANDARD, 20. 9. 2012)