Wien - Die von vielen Wirtschaftsforschern nach unten revidierten Konjunkturerwartungen bestätigen sich bereits in der jüngsten Insolvenzentwicklung. In den ersten drei Quartalen 2012 sind die Firmenpleiten in Österreich deutlich nach oben geschnellt. Die Zahl der bei Gericht eingebrachten Insolvenzanträge sei gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 2,2 Prozent auf 4.690 gestiegen und die Zahl der tatsächlich eröffneten Verfahren kletterte um 8,7 Prozent auf 2.663 Fälle, geht aus der aktuellen Hochrechnung des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV) hervor.
Meist Handel betroffen
Die meisten Insolvenzen trafen heuer den Handel, der mit 916 Fällen die Baubranche überholte (754 Fälle). Dahinter folgte die Gastronomie mit 596 insolventen Betrieben. Den eklatantesten Anstieg bei den Pleiten verzeichneten Salzburg (plus 84 Prozent), das Burgenland (plus 35 Prozent) und die Steiermark (plus 16 Prozent).
Die Zahlungsunfähigkeit von Arbeitgebern gefährdete heuer bisher 11.472 Jobs - in der Vorjahresperiode mussten 10.622 Mitarbeiter um ihre Stellen fürchten. Pro Woche werden laut AKV 120 Betriebe und 208 Privatpersonen insolvent.
Zahl der Privatinsolvenzen stabil
Die Zahl der Privatinsolvenzen blieb in den ersten neun Monaten mit 7.278 (Vorjahresperiode: 7.281) eröffneten Verfahren weitgehend stabil. Der Grund dafür liege aber nicht in der wirtschaftlichen Erholung der Bevölkerung, sondern in den erschöpften Kapazitäten der Schuldnerberatungen, Gerichte und Gläubigerschutzverbände, so der AKV. 826 Fälle wurden mangels Masse abgewiesen.
Bei den Unternehmensinsolvenzen legten die Gesamtpassiva heuer bisher von 2,04 auf 2,71 Mrd. Euro massiv zu - vor allem im dritten Quartal 2012 schlitterten noch zahlreiche Firmen in die Zahlungsunfähigkeit. In den ersten beiden Quartalen hatten die Passiva erst 1,3 Mrd. Euro betragen. Die größte Insolvenz entfiel auf die CE Gas Marketing & Trading GmbH in Wien mit Passiva von 124,5 Mio. Euro - unter die Top-20-Großinsolvenzen reihen sich zudem die Bogner Edelstahl Gesellschaft m.b.H. (44,3 Mio. Euro) und die Neckermann Versand Österreich Aktiengesellschaft in Graz (40,4 Mio. Euro).
Die Passiva bei den Privatinsolvenzen erhöhten sich gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von in Summe 733 auf 777 Mio. Euro. Folglich liegt die Durchschnittsverschuldung bei rund 96.000 Euro pro Person und steigt mit zunehmendem Alter. Während Schuldner bis 24 Jahre im Schnitt mit 29.000 Euro in der Kreide stehen, haben Über-60-Jährige im Schnitt 239.000 Euro offen. Die meisten Privatinsolvenzen entfallen mit einem Anteil von 41,74 Prozent auf Wien. (APA, 20.9.2012)