Bild nicht mehr verfügbar.

Getrennte Wege, gemeinsame Gegner: Francis Lustig (rechts) wollte 2007 nicht mehr für Julius Meinl arbeiten. Die Behörden arbeiten das Kapitel mit übertriebener Härte auf, wie Lustig beklagt.

Foto: Ap/Zak Ronald

Wien - Geht es um Promi-Fälle wie Meinl oder Grasser, sind die Behörden nicht zimperlich. Karl-Heinz Grasser und Julius Meinl beschweren sich seit Jahren über eine Kampagne, rechtswidrige Methoden und Einschüchterungsversuche der Ermittler. Ähnlich sieht das Francis Lustig. Dem früheren Manager von Kapital & Wert und Cosmos, der 2002 von Meinl an Bord geholt wurde, und seinem Geschäftspartner Johann Mantler wird nach eigenen Angaben seit Jahren übel mitgespielt.

Eingeschüchterte Manager

Sieben Steuerverfahren und der Verdacht der Untreue sind laut Lustig Stand der Dinge. Wobei er sich vor allem über die Methoden echauffiert. Beschattungen, Telefonüberwachungen, Kontenöffnungen - die Behörden fahren das volle Programm. "Einmal bin ich mit dem Fahrrad in eine Einbahnstraße eingebogen, die mir im Auto folgenden Ermittler mussten deshalb die Observation abbrechen", erzählt Lustig.

Im Kern gehe es nur um eine unterschiedliche Rechtsauslegung. Doch er werde "kriminalisiert und eingeschüchtert", weil er für Meinl gearbeitet habe. Lustig und Mantler schieden 2007 aus, kurz nachdem die Zertifikatrückkäufe der Meinl European Land bekannt geworden waren, von denen beide nichts wussten.

Zankapfel Stiftungen

2008 kam dann die Steuerprüfung, bei der die Finanz einige Haare in der Suppe fand. Es geht um zwei liechtensteinische Stiftungen, an die Mantlers und Lustigs Provisionen weitergereicht wurden. "Branchenübliche" 15 Millionen waren das für jeden aus den knapp fünf Jahren bei Meinl. 2004 wurden zudem Gewinnscheine begeben, die die Stiftungen zeichneten - um Immobilienprojekte in Russland und Polen zu finanzieren, wie Lustig versichert. Die Finanz sieht hingegen in der Konstruktion eine missbräuchliche Steuergestaltung.

Was den studierten Philosophen so auf die Palme bringt: Die Stiftungen seien der Finanz seit 1992 bekannt, die Konstruktion bei jeder Betriebsprüfung ausdrücklich anerkannt worden. Plötzlich habe sich die Rechtsansicht der Behörde geändert, die nun die Stiftungen als transparent einstufe. Damit wird deren Vermögen Mantler und Lustig direkt zugeordnet.

Geld so nah, so fern

Das kann teuer werden, würde die Finanz doch "absurde" Schätzungen über den Vermögenszuwachs im Fürstentum vornehmen. Sollte sich die Ansicht der Behörden durchsetzen, drohe Lustig und Mantler eine Steuernachzahlung von je 17 Millionen Euro. Um die Intransparenz zu beweisen, hat Lustig keine Mühen gescheut. Er und Mantler klagten die Stiftungen auf Zuwendungen - und verloren planmäßig. Damit sei dokumentiert, dass die beiden Begünstigten nicht einmal im Rechtsweg auf das Vermögen zugreifen könnten, betont Lustig.

Dennoch wurde ein Bescheid der Finanz vom Unabhängigen Finanzsenat (UFS) bestätigt, gegen die Entscheidung zieht Lustig nun vor den Verwaltungsgerichtshof. Woher die Staatsanwaltschaft den Verdacht der Untreue leite, sei ohnehin völlig rätselhaft. Lustig vermutet "Repressionen, denen ich nicht nachgeben werde". (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 21.9.2012)