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Jagende San in der Kalahari in Botswana. DNA-Studien, die mit ihrer Einwilligung durchgeführt wurden, belegen die Besonderheit dieser ältesten lebenden Jäger-und-Sammler-Kultur der Erde.

Foto: APA/EPA/KIM LUDBROOK

Washington/Wien - Dass die San ein ganz besonderes Volk sind, wird von verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen seit langem behauptet. Linguisten gehen davon aus, dass die einzigartigen Klick- und Schnalzlaute ihrer Sprachen Überbleibsel von ganz frühen Ursprachen des modernen Menschen sind. Ethnografische Untersuchungen der egalitären Sozialstruktur der Buschleute oder ihrer urtümlichen Jagdmethoden belegen ebenfalls den besonderen Status dieses weitverzweigten Volks, das durch den Film "Die Götter müssen verrückt sein" auch Eingang in die Populärkultur fand.

In den vergangenen Jahren haben Humangenetiker immer mehr Hinweise darauf zusammengetragen, dass die Wiege des modernen Menschen irgendwo im südlichen Afrika liegen muss und die San sehr nah an der Wurzel des menschlichen Stammbaums stehen dürften.

Ein internationales Forscherteam hat nun die bisher ausführlichsten DNA-Analysen an insgesamt 220 Vertretern von elf Gruppen der San und der Khoikhoi durchgeführt, die gemeinsam die Bevölkerungsgruppe der Khoisan bilden und im Süden und Südwesten Afrikas beheimatet sind. Die aufwändigen Untersuchungen, die im US-Wissenschaftsmagazin Science vorgestellt wurden, belegen nicht nur die extrem weit zurückreichende Herkunft der San, sondern brachten auch einige Überraschungen.

Laut den Berechnungen von Carina Schlebusch (Universität Uppsala) und Kollegen weisen die DNA-Unterschiede darauf hin, dass sich die San als älteste heute existierende Menschengruppe bereits vor rund 100.000 Jahren abspalteten. Das wiederum ist lange bevor der moderne Mensch aus Afrika in Richtung Asien und Europa aufbrach, was vor frühestens 70.000 Jahren geschah. Zum Vergleich: Die nächstälteste noch existierende Großgruppe Afrikas, die zentral- und ostafrikanischen Jäger-und-Sammler-Populationen, gehen seit erst etwa 45.000 Jahren eigene Wege.

Bei der Untersuchung der Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Khoisan fanden die Forscher erhebliche genetische Differenzen, die zum einen darauf schließen lassen, dass sich die Khoisan vor 35.000 Jahren in eine nördliche und eine südliche Gruppe aufspalteten. Zum anderen lege die enorme genetische Diversität nahe, dass bereits am Beginn der modernen Menschheit wahrscheinlich mehrere Wiegen standen. (tasch, DER STANDARD, 21.9.2012)