Wien - Das Ehrengrab des ehemaligen NS-Luftwaffenoffiziers Walter Nowotny auf dem Wiener Zentralfriedhof wird ab sofort nicht mehr von der Stadt gepflegt. SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hat die Friedhofsverwaltung dazu angewiesen. Das ist nun die Umsetzung eines Beschlusses des Gemeinderats, der im Mai mit Stimmen von Grünen und Sozialdemokraten gefällt wurde.

Walter Nowotny, geboren 1920 in Gmünd, hat im Zweiten Weltkrieg 250 Flugzeuge der Alliierten abgeschossen. Er selbst kam bei einem Einsatz ums Leben und wurde 1944 in einem Ehrengrab der Stadt Wien beigesetzt.

Private Pflege

Das Grab wird künftig von Privaten gepflegt. Nach Angaben der FPÖ, die sich gegen den Beschluss wehrt ("Kulturbarbarei"), leben noch Angehörige von Nowotny.

An eine Auflösung des Ehrengrabs ist aber nicht gedacht, heißt es aus Mailath-Pokornys Büro. Dies sei auch nicht Gegenstand des Gemeinderatsbeschlusses gewesen.

Grünen-Gemeinderat David Ellensohn, der die Diskussion angeregt hat, verlangt, dass das Grab verlegt oder beim derzeitigen Standort eine erklärende Tafel zum geschichtlichen Hintergrund angebracht wird. Die Tafel ist für Mailath-Pokorny überlegenswert, FP-Gemeinderat Johann Herzog ist auch gegen diese Lösung. Er bezichtigt Grüne und SP des "gestörten Geschichtsverständnisses". (aw/DER STANDARD, Printausgabe, 2.7.2003)