Was ist ein Roguelike?

Roguelikes gelten als Unterart des Rollenspielgenres. Sie definieren sich hauptsächlich durch einen weitgehenden Verzicht auf Handlung, zufallsgenerierte Karten, und "Permadeath". Letzteres bedeutet im Klartext, dass das Ableben des Spielers unweigerlich einen Neustart des Spiels bedingt. Ein weiteres, wenn auch nicht unbedingt bindendes, Merkmal sind rundenbasierte Kämpfe.

Den wichtigsten Grundstein legte 1983 das namensgebende Spiel "Rogue", zu den bekannten Vertretern zählen auch "Hack" (später "NetHack"), "Dungeon Hack" und die "Moria"-Reihe.

Screenshot: derStandard.at

Unlösbare Situation: Der Sauerstoff geht aus und das letzte Crewmitglied ist am Ende.

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Verkalkuliert: Das Dronen-Schiff obsiegt in der Nebula.

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Die Sternenkarte zeigt: Die Rebellen-Armee rückt nach. Kämpfe im roten Bereich gestalten sich in der Regel besonders schwierig.

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Ende Februar stellte das Indie-Entwicklerteam Subset Games das Spieleprojekt "Faster Than Light" auf die Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Das Konzept des Weltraum-Roguelikes mit taktischen Raumschiffkämpfen stieß auf rege Begeisterung, knapp 10.000 Spender brachten über 200.000 Dollar in die Entwicklung ein - angestrebt hatte man 10.000. Nun ist das Spiel, das zahlreiche Vorschusslorbeeren erhalten hat, auf Steam erschienen.

Auf der Flucht

Wie es bei diesem Spieltyp nicht selten der Fall ist, geht es mehr um die Herausforderung, denn um die Erzählung. Der Spieler verfügt über wichtige Informationen, die den föderalen Kräften im Kampf gegen die Rebellen helfen. Es gilt, sich mit seinem Raumflieger durch mehrere Sonnensysteme zu arbeiten und dabei aufzurüsten, während die Bösewichte einem auf den Fersen bleiben.

Jedes der Systeme besteht aus einer Reihe von ansteuerbaren Planeten. An jedem dieser Orte können den Spieler verschiedene Ereignisse, Bedingungen und Kämpfe erwarten. Die Reise tritt man mit einem Schiff an, das lediglich über die Grundsysteme und leichte Waffen verfügt.

Aufrüsten und Kämpfen

Im Weiteren verlauf verdient man Geld durch das Zerstören feindlicher Schiffe in Folge direkter Konfrontationen oder im Rahmen kleiner Quests. Dazu gesellen sich zufällige Ereignisse mit verschiedenen Handlungsoptionen. Die erbeuteten Ressourcen lassen sich zum Upgrade der Schiffssysteme - stärkere Schilde, bessere Sauerstoffversorgung etc. - sowie dem Anheuern von Crewmitgliedern verschiedener Rassen und dem Erwerb von Zusatzsystemen wie Drohnen und Teleporter verwenden.

Variantenreiche Schlachten

Die große Stärke von "Faster Than Light" liegen eindeutig im Kampf. Das eigene und die generischen Schiffe sind jeweils in Räume aufgeteilt, in welchen sich die verschiedenen Systeme befinden. Diese kann man gezielt angreifen, um sich taktische Vorteile zu verschaffen. So lässt sich ein Widersacher relativ schnell in die Handlungsunfähigkeit befördern, wenn man zuerst seine Waffen- und anschließend seine Schildsystem außer Kraft setzt.

Die Ausrüstung des eigenen und gegnerischen Schiffs macht dabei das Variieren der eigenen Strategie unumgänglich. Verfügt er über Abwehrdronen, sollte man eine Infiltration seines Schiffes per Teleporter in Betracht ziehen, um die Systeme lahmzulegen, bevor man Raketen darauf verschwendet.

Hektik mit Stopptaste

Dazu gesellen sich variable Umgebungsbedingungen. In der Nähe einer Sonne sorgen Stürme für Brände an Bord, in Sternennebeln sind manche Systeme beeinträchtigt und in Asteroidenfeldern prasselt Weltraumgestein in unregelmäßigen Abständen auf die Schilde ein und schwächt diese.

Es gilt also, die eigene Bewaffnung zeitlich gut abgestimmt einzusetzen und gleichzeitig die Bordcrew hin- und herzuschicken, um Infiltratoren abzuwehren und Reparaturmaßnahmen zu leisten. Ähnlich wie beim Rollenspielklassiker Neverwinter Nights lässt sich das Geschehen jederzeit pausieren, um neue Kommandos zu lancieren. Die Kämpfe sind motivierend und mitunter sehr spannend. Entsprechend groß ist die Freude, wenn das Schiff des Gegners nach hartem Gefecht in Stücke bricht.

Leere, schwere Ungewissheit

"Faster Than Light" liefert jedoch auch große Frustmomente. Auf der Reise durch feindliche, friedliche und nebelige Sektoren erwartet den Spieler hinter jedem Ziel ein nicht abschätzbares Risiko. Nur selten ergibt sich die Möglichkeit, im Rahmen eines Zufallsereignisses vorab Informationen darüber zu erhalten, wo sich Feinde, Aufträge und Händler befinden. Die meiste Zeit ist jeder Sprung von Planet zu Planet einer ins Ungewisse, was der Balance des Spieles ganz und gar nicht gut tut.

So kann es passieren, dass man einen Sektor ganz ohne Kampf durchquert und dabei zufällig noch Ressourcen findet. Ebenso ist es auch möglich, vom Start weg mehrfach hintereinander in ein Gefecht zu rutschen. Landet man dazwischen nicht bei einem Händler, kann dies in der frühen Phase des Spiels schnell das Aus bedeuten. Denn die Hülle des Schiffs kann man nicht selbst reparieren.

Sowohl für Reparatur und präventive Planetenerkunding können zwar entsprechende Upgrades erworben werden, dies setzt aber voraus, dass man über einen Händler stolpert, der diese führt und die (besonders im normalen Schwierigkeitsgrad) dringend für andere Erweiterungen benötigte Kriegskasse den Kauf auch hergibt. Was eher selten der Fall ist.

Ressourcen-Hatz

Der Schwierigkeitsgrad "Normal" hat es nicht nur deswegen in sich. Hier gilt es, möglichst viele Locations zu besuchen, bevor man von der Rebellenflotte eingeholt wird. Nur so schafft man es zu genug Geld, um an die nötigen Upgrades für den weiteren Verlauf kaufen zu können. Die Preise steigen, je weiter man Richtung Ziel vordringt, die Gegner tanzen mit stärkerer und umfassenderer Bewaffnung an.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch das Sortiment der Handelsleute vom Zufall bestimmt wird. Dementsprechend wenig aussagekräftig ist die Highscore, die zu Spielende errechnet wird, wenn entweder das Rebellen-Hauptschiff oder das eigene Raumvehikel das Zeitliche segnet.

Selfmade-Look

Präsentiert wird "Faster Than Light" in nett gemachter Retro-Grafik mit handgepixeltem Look. Die Steuerung ist eingängig und schnell erlernt. Die Hintergrundmusik schafft Space-Ambiente und trägt das ihre zur Atmosphäre bei. Die Soundeffekte sind eher minimalistisch gehalten. Auf der technischen Seite kann man Subset Games keine Vorwürfe machen.

Fazit

Insgesamt ist "Faster Than Light" ein gelungenes, kurzweiliges und vor allem originelles Spiel. Die Kämpfe und das Erkunden der Galaxien unter Zeitdruck motivieren. Mit dem hohen Zufallsfaktor, der sich vor allem im Standard-Schwierigkeitsgrad enorm vergünstigend, aber auch verheerend auswirken kann, wohnt dem Sci-Fi-Roguelike aber auch eine inhärente Schwäche in.

Die Stunden, die man mit dem Game totschlägt belegen aber, dass dieses Manko verschmerzbar ist, wenn die Jagd nach dem Endgegner wichtiger ist als der Highscore. Für zehn Dollar auf der Spielhomepage bzw. zehn Euro auf Steam können Freunde kurzweiliger Taktikschlachten kaum etwas verkehrt machen. (gpi, derStandard.at, 27.09.2012)