Die Tochter des Scheichs soll in die Geschäftsführung des Textilherstellers einziehen. An Backhausen hängen in Österreich mehr als hundert Arbeitsplätze.

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Der Traditionsbetrieb braucht Hilfe. Scheich Mohamed Al Jaber soll sich mit der versprochenen Rettung aber Zeit lassen. Backhausen hofft auf seine Netzwerke. Die Branche ist skeptisch.

 

Wien - Scheich Mohamed Al Jaber hat es nicht so mit Terminen. Bei der maroden Skifirma Kneissl zögerte der austrosaudische Investor seine versprochene Geldspritze so lange hinaus, bis das Traditionsunternehmen in die Pleite schlitterte. Luxushotelprojekte in Wien wurden nie realisiert, da er seine Zahlungszusagen nicht einhielt. Ein millionenschwerer Deal mit Austrian Airlines platzte.

Nun nimmt sich Al Jaber erneut eines klingenden Namens an. Der Scheich steigt beim einstigen K. & K. Hoflieferanten Backhausen ein. Allein der Weg dorthin ist mit Pannen gepflastert. Vergangenen Freitag sollte die Welt darüber offiziell informiert werden. Doch "wichtige, kurzfristige Konferenzen" des Scheichs zwangen den Betrieb da- zu, den Termin zu verschieben.

"Erfahrung im Hotelgeschäft"

Auch der zweite Versuch einer Pressekonferenz scheiterte - aufgrund " Ereignissen außerhalb seines Einflussbereiches". Für kommenden Donnerstag ist nun ein erneuter Anlauf geplant - für wann genau lässt Al Jaber noch offen.

Seinen vertraglich vereinbarten Zahlungsverplichtungen an Backhausen soll er im Übrigen laut Profil bisher noch nicht nachgekommen sein. Involvierte Banken wollen sich dazu nicht näher äußern.

Spekulationen am Markt, dass die neue Partnerschaft unter keinem guten Stern stehe, prallen bei Backhausen ab. Al Jabers umfangreiche Erfahrung in der Hotelbranche, in der auch der Textilhersteller tätig ist, und die Tatsache, dass er 60 Luxushotels besitze, sei entscheidend dafür gewesen, sich für ihn als neuen strategischen Partner zu entscheiden, lässt Eigentümer Reinhard Backhausen auf Anfrage wissen. Al Jaber verfüge über große Netzwerke im arabischen Raum, die sein Betrieb für die Expansion nutzen könne.

Wie einst bei Kneissl wird künftig auch bei Backhausen die Tochter des Scheichs als Kogeschäftsführerin eingesetzt. Bei Kneissl allerdings war sie dem Vernehmen nach niemals operativ tätig. Mashael habe das Studium des Business-Managements am Kings College erfolgreich absolviert und zudem Erfahrung im Hotelgeschäft, ist Backhausen überzeugt.

Über die Höhe der Beteiligung Al Jabers wurde Stillschweigen vereinbart. Die aktuelle Auftragslage sei erfreulich, der operative Cashflow positiv. Für das laufende Jahr zeichneten sich zwölf Millionen Euro Umsatz ab. An der Bilanz 2011 werde noch gearbeitet. Fertig sei eine neue Vertriebsstrategie, mit der man sich in Zukunft auf weniger preissensitive Märkte fokussiere, so Backhausen weiter, der den Betrieb in sechster Generation führt. Seinen hochwertigen Stoffen könne die Billigkonkurrenz aus Asien nichts anhaben.

Backhausen mit Verkaufszentrale in Wiens Innenstadt hüllt seit mehr als 150 Jahren Möbel mit Dekorstoffen ein. Gefertigt wird für den Fachhandel und Repräsentationsbauten in 40 Ländern weltweit. Doch in vielen Märkte brachen die Kunden weg. Seit 2004 sank der Umsatz um gut acht Millionen Euro. 2010 gab es Verluste von 647.000 Euro. Auf Druck der Banken wurden daraufhin im Vorjahr Konzepte zur Restrukturierung und Finanzierung erstellt.

In Österreich hängen 104 Ar- beitsplätze am Bestand des Unternehmens, sie finden sich überwiegend in der eigenen Produktion in Hoheneich im Waldviertel. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 25.9.2012)