Ein paar Palmen, zu viele Hotels, sehr viel Sonne: Neum heißt der Ort. Kroatien ist einer der wenigen Staaten, dessen Territorium unterbrochen ist. Ein etwa acht Kilometer langes Küstenstück gehört zu Bosnien-Herzegowina. Das bedeutet Grenzkontrollen und Wartezeiten. Neun Monate vor dem EU-Beitritt am 1. Juli 2013 versucht Zagreb offene Grenzfragen mit Nachbarstaaten zu klären. Denn auch Brüssel ist daran interessiert, dass der Verlauf der künftigen EU-Außengrenze unstrittig ist. Die EU unterstützt den Ausbau der kroatischen Grenzübergänge mit 100 Millionen Euro.

Umstrittener Korridor

Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob die kroatischen Landesteile durch eine Brücke über die Halbinsel Peljesac oder einen Korridor im Landesinneren verbunden werden sollen. Der Bau der Brücke, die auf manchen Kroatien-Karten eingezeichnet ist und deshalb zuweilen von Touristen gesucht wird, würde sehr teuer kommen. Im bosnischen Neum fürchtet man hingegen, dass man durch einen Schnellstraßen-Korridor vom Festland isoliert würde. Eine Machbarkeitsstudie (200.000 Euro von der EU) soll klären, welche Lösung besser ist.

Bosnien-Herzegowina will, dass die Brücke höher als 55 Meter ist, damit auch Lastschiffe bequem passieren können. Am wichtigsten ist der bosnischen Regierung aber der Zugang zum Meer, etwa die Möglichkeit, den zweitgrößten kroatischen Hafen Ploce zu nutzen. Bei einem Treffen zwischen Außenministerin Vesna Pusic und ihrem bosnischen Amtskollegen Zlatko Lagumdzija vergangene Woche wurden nun "75 Prozent" der offenen Fragen geklärt.

Bereits 1998 gab es ein Abkommen, wonach Kroatien zwei Felsriffe (Veliki Skolj und Mali Skolj) sowie die Spitze der Halbinsel Klek an Bosnien-Herzegowina abtreten soll und im Gegenzug dazu sein Territorium verbinden darf. Doch das Abkommen wurde nie von den Parlamenten ratifiziert. Für Kroatien ist auch der Grenzverlauf zu Serbien nicht restlos klar. Es geht um ein paar Flussinseln, die auf der Donau entstanden sind und die in serbisches Territorium hineinragen. Serbien will Medienberichten zufolge die Grenze in der Mitte der Donau ziehen, während sich Kroatien an den Katastergemeinden vor dem Krieg orientieren will.

Über den Grenzverlauf mit Slowenien in der Bucht von Piran entscheidet ein Schiedsgericht. Heikel ist aber der Streit über die Ansprüche kroatischer Sparer gegenüber der Ljubljanska Banka (LB). In der vergangenen Woche beschloss der außenpolitische Ausschuss des slowenischen Parlaments, dass der EU-Beitrittsvertrag mit Kroatien so lange nicht ratifiziert wird, wie die Frage der LB nicht geklärt ist. (Adelheid Wölfl/DER STANDARD Printausgabe, 25.9.2012)