Screenshot der mittlerweile gelöschten Facebook-Seite.

Die griechische Polizei hat am Montag einen 27-Jährigen verhaftet, dem Blasphemie vorgeworfen wird. Der Mann aus Psachna soll hinter der mittlerweile gelöschten Facebook-Seite "gerontas.pastitsios"  stehen. Sein Name wurde nicht bekannt.

Auf der Seite war ein Bild des 1994 verstorbenen Paters Paisios mit einem Teller des Nudelgerichts Pastitsios zu sehen. Die Texte auf der Seite verspotteten die angebliche Fähigkeit des Paters, in die Zukunft zu sehen. Paisios genießt in strenggläubigen Kreisen Griechenlands hohes Ansehen. Er soll einst den Zusammenbruch der Sowjetunion, die türkische Invasion Zyperns und sogar die griechische Wirtschaftskrise vorhergesehen haben.

Blogger übernahmen Hoax

Im Juli dieses Jahres verbreitete der Betreiber der Facebook-Seite per E-Mail eine Geschichte, in der Paisios die Wunderheilung eines Drogensüchtigen zugeschrieben wird. Mehrere nationalistische und orthodoxe Blogger übernahmen die Story, ohne sie genauer zu überprüfen. Schließlich druckte laut der Nachrichtenagentur AFP sogar eine Zeitung den Hoax auf ihrer Titelseite ab. Die gesammelten Reaktionen wurden dann auf der Facebook-Seite veröffentlicht.

Die für die Bekämpfung von Kriminalität im Internet zuständige Polizeiabteilung begründet in einer Aussendung die Festnahme mit "tausenden Beschwerden", die man wegen der Facebook-Seite erhalten habe.

"Morgenröte" forderte Bestrafung

Mitglieder der Regierungspartei "Demokratische Linke" vermuten allerdings, dass die Festnahme auf eine parlamentarische Anfrage zurückgeht, die die rechtsextreme Partei "Goldene Morgenröte" wenige Tage zuvor eingebracht hatte. Darin fordern die Rechtsextremen den Erziehungs- und Religionsminister auf, "die notwendigen Schritte zur Verfolgung dieses Cyber-Verbrechens einzuleiten und eine Löschung der Seite zu veranlassen".

Das griechische Strafrecht sieht ein Strafmaß von bis zu zwei Jahren für Taten vor, die "öffentlich und böswillig die griechisch-orthodoxe Kirche verunglimpfen". 2005 wurde der österreichische Karikaturist Gerhard Haderer in Griechenland in erster Instanz wegen "Religionsbeschimpfung" zu sechs Monaten Haft oder 1.600 Euro Geldstrafe verurteilt. Erst im Berufungsverfahren wurde er freigesprochen. (bed, derStandard.at, 26.9.2012)