Paris - Es ist schwer, für diese Geschichte eine Überschrift zu finden, die nicht an "Indiana Jones" denken lässt: In Tibet wurde offenbar vor langer Zeit eine Buddha-Statue aus einem Meteoritenfragment hergestellt, später von einer Nazi-Expedition endeckt und nach Deutschland geschafft. Der "Eisenmann" verschwand anschließend wieder von der Bildfläche und wurde erst Jahrzehnte später wiederentdeckt. Der deutsche Wissenschafter Elmar Buchner von der Universität Stuttgart beschreibt im Fachmagazin "Meteoritics and Planetary Science" das ungewöhnliche Artefakt, das jenseits allen Mystizismus zumindest das erste Abbild eines Menschen sein dürfte, das aus Meteoritengestein geformt wurde.

Demnach machte sich Ende der 1930er eine Expedition aus Wissenschaftern, die der SS angehörten, nach Tibet auf, um die Ursprünge der "Arier" zu erkunden. Die Nationalsozialisten gründeten ihren Rassenwahn auf die Idee, dass die Deutschen Nachfahren einer ihrer Ansicht nach überlegenen Rasse seien. Der damalige Expeditionsleiter, der Zoologe und Ethnologe Ernst Schäfer, brachte 1939 die 24 Zentimeter hohe und über zehn Kilo schwere Buddha-Statue unbekannter Herkunft nach Deutschland. Mutmaßlich hatte die Swastika, ein Hakenkreuz auf der Brust der Statue, Schäfers Interesse geweckt - allerdings handelt es sich dabei um ein in verschiedenen asiatischen Religionen gebräuchliches Symbol. Die Statue verschwand in einer Privatsammlung in München und wurde erst für die Wissenschaft zugänglich, als sie 2009 bei einer Auktion wieder auftauchte.

Buchner konnte das eisen- und nickelhaltige Gestein nun dem Meteoriten Chinga zuordnen, dessen Trümmer vor über 15.000 Jahren auf Sibirien und die Mongolei niedergingen. Chinga-Fragmente seien offiziell erstmals 1913 entdeckt worden, erklärte Buchner. Doch der Buddha stamme aufgrund seines Stils vermutlich aus dem 11. Jahrhundert. Etwas Vergleichbares wurde noch nie gefunden. Sollten die Schätzungen stimmen, wäre die Statue laut Buchner womöglich "unschätzbar". (APA/red, derStandard.at, 26. 9. 2012)